Donnerstag, 26. Oktober 2006
Nachdem wir diese Reise schon einige Jahre verschoben hatten, war es jetzt soweit. Die Termine, die wir zu bewältigen hatten, lagen günstig und so konnten wir einige Tage am Tysfjord einschieben.
Pünktlich um 16.00 Uhr startete die Maschine der Norwegian bei strahlendstem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel nach Oslo. Hier sah es schon etwas anders aus. Schneeregen und wolkenverhangen. Da es ca. 1 Stunde dauerte, bis wir endlich unser Gepäck bekamen, mussten wir uns sehr beeilen, um die Maschine nach Bodø zu bekommen. Wo wollen nur die vielen Leute alle hin? Die Maschine war voll besetzt, aber wir waren pünktlich um 21.25 Uhr in Bodø. Hier noch den Mietwagen abgeholt, und dann ins Hotel. Wir waren doch ziemlich müde.
Freitag, 27. Oktober 2006
Nach einem zeitigen Frühstück ging es los. Erst einmal Richtung Fauske – und wir stellten fest, dass wir die Straßenkarte vergessen hatten. Normalerweise sehen wir uns vorher die Karten genau an, um zu wissen, wo es lang geht. Aber dieses Mal? War eben alles anders. Also eine Karte geholt und nun ging es los.
Das Wetter war kalt und trübe. Geschneit hat es nicht, aber die Sonne kam auch nicht heraus. Die Straßenverhältnisse waren unterschiedlich. In den höheren Lagen war die Straße vereist und es lag viel Schnee. Weiter unten im Tal war es stellenweise sehr glatt. Aber wir hatten Zeit und konnten in Ruhe die Landschaft genießen.
Beim Tysfjord Turistsenter gab es ein schönes Zimmer für uns. Und dann hieß es nur noch warten, warten, warten.
Samstag, 28. Oktober 2006
Die Vorfreude war groß und das Adrenalin entsprechend hoch. Rechtzeitig zum Frühstück und innerhalb ganz kurzer Zeit war der Frühstücksraum gefüllt mit allen Teilnehmern. Ein Stimmengewirr in vielen Sprachen war vorhanden. Und jeder war genau so aufgeregt wie wir! Um 8.30 Uhr gab es das erste große Treffen. Hier wurden Informationen gegeben über die Wale, Heringe, und wie man sich verhalten sollte. Es gab schließlich drei verschiedene Gruppen. Es war einmal Big Boat – die Leonora, dann konnte man mit den Zodiaks fahren und man konnte mit den Walen tauchen.
Die Orcas leben immer in einer Großfamilie. Sie bleiben in der Familie, in die sie hineingeboren werden. Selbst die männlichen Orcas gehen nach der Befruchtung der Weibchen wieder in ihre Familie zurück. Der Familienverband ist für die Orcas sehr wichtig. Und der Rudelführer ist die Großmutter.
Außerdem schlafen Orcas nicht. Wenn sie einschlafen, würden sie untergehen und dann ertrinken. Also wird relaxed und regelmäßig ein Auge geschlossen. Die Tagesaufgabe besteht darin, den Heringen nachzuziehen und rund 70 kg ihrer Leibspeise zu vertilgen. Da die Orcas Genießer sind, wird ein Hering nach dem anderen verspeist. An der Jagd nach dem Hering beteiligt sich die ganze Familie.
Und so kommen sie während der Winterzeit hier in den Tysfjord. Das allerdings erst seit 1985, und man rechnet damit, dass sie noch ca. 10 Jahre bleiben. Dann ziehen die Heringe woanders hin. Der Heringsstrom ist dieses Jahr sehr langsam, und sie befinden sich noch im Vestfjord, in Höhe von Skrova. Daher standen Busse bereit, die uns nach Skutvik bringen sollten. Die Fahrtzeit dauerte ca. eine Stunde.
Schon auf der Fahrt nach Skutvik war toll. Wir hatten strahlenden Sonnenschein und einen wolkenlosen Himmel. Allerdings wurde die Temperatur mit 2°C angegeben. Aber das machte nichts, Mütze, Schal und Handschuhe waren dabei.
Und zu sehen gab es eine herrliche Landschaft. Der Blick auf die Lofotenwand war fantastisch. Alles in allem war es eine wunderschöne ruhige Stimmung.
Und dann war es soweit. Die „Leonora“ legte ab mit Ziel Richtung Skrova. Und nach den Sicherheitshinweisen hatten wir Zeit, die herrliche Sicht zu genießen. Nach kurzer Zeit war die Sonne so stark, dass Handschuhe und Mütze relativ schnell eingesteckt wurden. Und nicht wenige genossen ein Sonnenbad. Selbst der Wind hat Rücksicht auf uns genommen und es wehte nur ein kleines Lüftchen.
Nach und nach wurde es an Bord immer ruhiger und jeder schaute intensiv auf das Meer. „Wo sind die Wale?“ – Zusammen mit anderen Schiffen und Booten hielten wir Ausschau nach den schwarzen Schwanzflossen. Mit einem Mal fuhren die Boote fast alle gleichzeitig in eine Richtung. Und wir sahen die ersten Schwanzflossen. War das ein schönes Gefühl. Aber mit einem Mal waren sie wieder weg. Und jeder suchte und suchte. Diesmal erschienen die Flossen in der entgegen gesetzter Richtung. Und jeder machte sich auf, die Wale zu sehen.
Dieses Spiel passierte öfter, und ich bekam den Eindruck, dass sich die Orcas mit uns einen Spaß erlaubten. Wenn man viel von ihnen sehen wollte, mussten wir schnell sein. Es waren sehr wenige, und sie hielten sich nicht lange an der Oberfläche auf. Nach einem fantastischen Tag auf dem Wasser und vielen Bildern – davon auch viele Wasserbilder – ging es gegen 15.00 Uhr zurück nach Skutvik. Für uns war es ein sehr erfolgreicher Tag. Mit vielen Walen, noch mehr Sonnenschein und einer fantastischen Landschaft – und dem Wissen, dass wir hier auf jeden Fall noch einmal hinmüssen.
In Skutvik stand unser Bus für die Rückfahrt schon bereit und wir bekamen diesmal wieder eine fantastische Landschaft geliefert. Die untergehende Sonne leuchtete die Berge aus und es war ganz toll anzusehen.
Nach dem Abendessen trafen wir uns dann alle im großen Raum. Hier konnten wir uns die Filme ansehen, die tagsüber gedreht wurden. Wir haben uns jedenfalls köstlich amüsiert.
Anschließend ging es nochmals raus für einen kleinen Abendspaziergang. Sehr lang sollte er nicht werden. Es war nämlich sehr glatt – und am Himmel ein ganz tolles Polarlicht. Wir sahen unser erstes Polarlicht in einem satten Grün mit ständig wechselnder Form. Es tanzte über den ganzen Himmel und man kann gar nicht beschreiben, wie fantastisch so etwas in Natura aussieht. Ich war so fasziniert vom Schauen, dass ich ganz vergessen habe, ein paar Fotos zu machen. Wird aber beim nächsten Mal nachgeholt.
Sonntag, 29. Oktober 2006
War das eine Überraschung beim ersten Blick auf dem Fenster – Neuschnee! Und das mindestens 20 cm! Toll! Super! Und dann kein Zeitdruck beim Frühstück! Ruhe! Keine Hektik! Landschaft pur war angesagt!
Die Sonne schien und wir fuhren Richtung Skutvik, um einfach noch ein paar schöne Fotos zu machen. Die Lofotwand reizt eben ungemein. Schon auf dem ersten Blick sahen wir, dass das Meer sehr unruhig war. Viele Wolken gab es und einen kalten Wind.
Wir haben alles probiert, es gab einige Fotos, aber eben nichts Ungewöhnliches. Innerhalb kurzer Zeit war die Lofotwand in den Wolken verschwunden, und für andere Aufnahmen passte das Licht einfach nicht. Bereits am frühen Nachmittag waren wir im Hotel zurück. Kaum waren wir dort, setzte ein kurzer und sehr heftiger Schneesturm ein. Welch ein Glück, dass wir bereits gestern auf dem Meer waren.
Es gab ein frühes Abendessen, die Koffer wurden gepackt und abends noch einmal den Film von den Teilnehmern, was sich auf dem Vestfjord abgespielt hat. Rechtzeitig ging es ins Bett, wir wollten schließlich früh los Richtung Mo i Rana.
Montag, 30. Oktober 2006
Nach einem frühen Frühstück ging es los. Auf der E6 bis Fauske, und dann hatten wir geplant, den Kystveien, die RV 17 zu fahren. Wir wollten unbedingt den Saltstraumen sehen. Als wir nach einigen Stunden Fahrt dort ankamen, war der Himmel sehr bewölkt und die Aussicht auf dem Kystveien sehr eingeschränkt. Außerdem war Ebbe, und am Saltstraumen konnten wir keinen Malstrom erkennen. Also haben wir den nächsten Weg auf die E6 zurück genommen. Die Fahrt hier entlang war dann ein Highlight. Die Sonne stand sehr tief, und wir hatten während der Fahrt ein sehr eigentümliches Licht. Hinter jeder Kurve zeigte sich das Fjell in einer anderen Farbe. Es war unwahrscheinlich anzusehen.
Nach einigen Stunden Fahrt kamen wir in Mo i Rana an. Da wir von Christoph eine sehr gute Beschreibung bekommen hatten, konnten wir die Straße sehr schnell finden. Wir hatten uns viel zu erzählen und wir haben die Zeit miteinander genossen. Es war ein sehr schöner Abend.
Dienstag, 31. Oktober 2006
Nach einem relativ späten Frühstück sind wir mit Christoph und Matthias zu unserem Termin gefahren. So hatten wir gleich zwei Dolmetscher dabei. Es war ein sehr interessantes Gespräch.
Nach dem Mittagessen machten wir uns auf den Weg. Eigentlich hatten wir wieder an den Kystveien gedacht, aber da hier einige Fähren fahren und wir zeitmäßig mal wieder zu knapp waren, haben wir wieder den Weg über die E6 genommen.
Der strahlend blaue Himmel, die untergehende Sonne, etwas Schneefall und Temperaturen bis -16° C machten die Fahrt nach Bodø wieder zu einem Erlebnis.
FAZIT
In diesen paar Tagen haben wir so viel gesehen und erlebt. Von strahlendem Sonnenschein auf dem Vestfjord bis zum Schneesturm. Die jagenden Orkas zu sehen, verursacht ein Kribbeln. Die Landschaft ist grandios und wunderschön.