Donnerstag, 10. Juni 2004

 

Für 12.00 Uhr  war die Abreise angesetzt. War das ein Stress. Bügeln –Kofferpacken – und diese Hitze! Duschen – nutzlos! Wir haben es geschafft, pünktlich loszukommen. Am Flughafen die Koffer abgegeben und ein kühles Plätzchen gesucht. Dann der Abflug: 30°C im Schatten, strahlender Sonnenschein, keine Wolke am Himmel - einfach heiß!!

 

Und das Flugzeug – eine Canadair der Eurowings – war mit 40 Plätzen voll besetzt.  Die Route ging über Nürnberg, Halle, Berlin, die Ostsee und über den südlichen Teil Schwedens bis Stockholm.

 

2 Stunden später – Zwischenlandung in Stockholm – 12 °C, Nieselregen, sehr wolkig – einfach kalt!! Bereits an der Gepäckausgabe wurden die Koffer geöffnet und dicke Jacken und Strümpfe rausgeholt!

 

Am Terminal 5 – nur für Inlandsflüge in Schweden – durften wir unser Gepäck wieder abgeben und dann hieß es warten. Der Flug nach Kiruna – mit Zwischenlandung in Umea – ging um 20.45 Uhr.  Aber die Zeit ging schnell vorbei. Unser Flugzeug, diesmal eine Boing 737 startete pünktlich. Und kaum waren wir durch die Wolkendecke durch, wurden wir von der Sonne geblendet.  – Wahnsinn!!

 

Und erst die Wolken! Wir sahen Wolkenberge, Gräben, Täler, kleine und große Flächen, dann mal wieder wie Schaum aufgeschlagen – und wie Laserstrahlen die Sonne. Wie ein großer Schatten flog das Flugzeug darüber hin.

 

Je weiter wir nach Norden kamen, um so mehr riss die Wolkendecke auf. Und da wir an der Ostküste Schwedens entlang flogen, könnten wir Meer, Strand und Landschaft sehen.  Es gab viele kleinere und größere Inseln – teilweise unbewohnt. Und im Anflug auf Umea sahen wir viele kleine und größere Häuser, klein und farbig, wie vom Zeichenbrett ausgerichtet.

 

Nach einem kurzen Zwischenstopp ging es weiter nach Norden. Jetzt wurde die Landschaft karger. Man sah kaum noch Häuser, aber dafür viele Seen, Birkenwälder, Moor und Tundra. Eine sehr vielfältige Landschaft. Pünktlich um 23.00 Uhr sind wir in Kiruna gelandet. – Und prompt wurden wir von der Sonne geblendet. Mit dem Taxi fuhren wir zum Hotel. Das Scandic Ferrum liegt mitten im Zentrum von Kiruna  mit Blick auf das größte Erzbergwerk der Welt.


Freitag, 11. Juni 2004

 

Nach einem guten Frühstück holte uns ein Taxi ab und brachte uns zum Flughafen, wo wir unseren Mietwagen übernehmen sollten. Nur – kein Mensch da. Also verbrachten wir unsere Zeit damit, uns den Flughafen näher anzusehen. Dort entdeckten wir wunderschöne Malereien. Als nach einer halben Stunde immer noch keiner da war, haben wir telefoniert – aber die Dame sprach kein englisch. Jedenfalls wurden wir abgeholt und bekamen unser Auto. Man hatte uns einfach vergessen! Aber nun konnte es losgehen!

 

Unsere Fahrtroute ging über die E10 ab Kiruna am Torneträsksee entlang über Riksgränsen bis Narvik( ca. 169 km). Bereits kurz hinter Kiruna fuhren wir in den Abisko-Nationalpark und auch „Lapp-Porten“.  Ab hier beginnt Lappland – das Gebiet im nördlichsten Teil des Landes, in dem Lappen hauptsächlich von Fischfang und Rentierzucht leben. 

 

Wir fuhren durch eine wunderschöne Landschaft mit vielen Bächen, kleinen Seen und im Hintergrund immer der mit Schnee bedeckte Kebnekaise, dem höchsten Berg Schwedens. An dieser Strecke führt auch die Bahnlinie entlang, über die von Kiruna aus das Erz nach Narvik gebracht wird. Dort wird das Erz verschifft, da dieser Hafen durch den Golfstrom auch im Winter nicht zufriert.

 

An den Abisko-Nationalpark schließt sich der Vadsetjäkka-Nationalpark an, in dem das ganze Jahr Wintersport betrieben werden kann. Auch Riksgrånsen – ein Ort direkt an der norwegischen Grenze ist ein bekannter Wintersportort. Und so war es nicht verwunderlich, dass sich auf den Autodächern neben dem Kanu auch die Ski befanden.

Und es ging noch höher in die Berge – diesmal auf norwegischer Seite mit dem Berg „Björnfjell“ – auch dieser noch schneebedeckt und noch zugefrorenen Bergseen. Und das im Juni? Jedenfalls war es sehr schön anzusehen.

 

In Narvik entschieden wir uns, weiter auf der E10 zu bleiben und über Lødingen, Sortland, Stokmarknes und Svolvær nach Kabelvåg zu fahren.  Also ging es weiter durch eine bergige Landschaft direkt am Ofotfjorden entlang.  Als die Flut einsetzte, wurde auch dort der Schiffsverkehr wieder stärker. Wir selbst mussten die Fähre von Melbu nach Fiskebøl nehmen, und die war sehr voll. Gegen 19.00 Uhr hatten wir dann Sandvika erreicht. 

 

Also erst haben wir erst einmal die Hütte übernommen, und dann mussten wir erst einmal den Campingplatz erkunden. Er liegt direkt am Wasser und ist daher von Anglern sehr begehrt. Es ist ein bunter Mix aus Hütten, Wohnmobilen, Wohnwagen und Zelten vorhanden, die durch die umliegenden Felsen sehr geschützt sind.  Am Ende befinden sich etwa 40 m hohe Klippen, von denen man eine herrliche Sicht über den Vestfjord hat. Ein paar Schären ragen aus dem Wasser und sind von unterschiedlichen Grünfarben umgeben. Weiter draußen liegen die Inseln Moholmen und Skrova, auf denen normalerweise Leuchtfeuer leichten – aber nicht in diesen „Nächten“.  Ganz hinten liegt die Insel Engeløya, die diesesmal nur als Schatten zu sehen ist.

 

Es war eine super Aussicht bei strahlend blauem Himmel, aber einem sehr kalten Wind. Wenn man über die einzelnen Felsen klettert, kommt man auf der anderen Seite vom Campingplatz an.  Die Wege sind sehr weich durch den Torf und das viele Moos. Und das Wasser darunter sieht man auch nicht. Man spürt es nur, wenn die Füße nass werden.

 

Und so gegen 21.00 Uhr kam die „Nordlys“, das nordwärtsgehende Hurtigrutenschiff vorbei auf seinen Weg in den Hafen von Svolvær. Zu diesem Ereignis finden sich sehr viele Campingplatzbewohner bei den Felsen ein.

 

Am späten Abend haben wir dann unsere Hütte erst einmal eingeräumt. Sie ist nicht sehr groß, hat aber eine eigene Küche, Toilette und fließend warmes und kaltes Wasser.  Da durch aufziehende Wolken keine Mitternachtssonne zu sehen war, sind wir anschließend schlafen gegangen.

 

 


Samstag, 12. Juni 2004

 

Für heute hatten wir kein festes Programm. Wir wollten uns einfach etwas umsehen und abwarten, was kommt. Also sind wir nach Svolvær gefahren, um dort zu frühstücken und Lebensmittel einzukaufen.

 

Anschließend sind wir zum Hafen. Dort hatte ein riesiges Kreuzfahrtschiff festgemacht. Die „Saga Pearl“ hatte ihren Standort in Nassau auf den Bahamas.

 

An der Touristinformation haben wir uns einige Informationen geholt, damit wir etwas besser planen konnten.  Dann waren wir weiter im Hafen unterwegs und haben zugesehen, wie das Kreuzfahrtschiff den Hafen verlassen hat.

 

Unser nächstes Ziel war Kabelvåg.  Dieses ist eine wunderschöne kleine Stadt, ganz aus Holz gebaut und in hellgrau, kupferrot, zimt und gelb gehalten. Die Häuser sind mit viel Liebe zum Detail hergerichtet. Man sieht einen farblich abgesetzten Fensterrahmen genauso wie bunte Blumenkästen. Irgendwie wirkt alles etwas altmodisch – aber charmant.

 

Für den Ort selbst war es in diesem Moment zu kalt und regnerisch, daher haben wir uns das Lofotakvariet  (Aquarium) angesehen. Das Lofot-Aquarium ist ein sehr moderner Bau, der sich aber der Landschaft gut anpasst. 

 

„Wo Meer und Land einander begegnen“ – das ist das Motto des Aquariums. Und so ist die Seehundfütterung eine der Attraktionen. Die Seehunde befinden sich in einem Außenbecken, zu dem man von mehreren Seiten Zutritt hat.  Es gibt 23 Aquarien, die teilweise so angelegt sind, dass man direkt hineingreifen kann. Gerade für Kinder ist es interessant, hier auch Taschenkrebse in die Hand nehmen zu können.  Hier kann man auch aus nächster Nähe den Fisch sehen, der sich im Meer gleich nebenan befindet  - Dorsch, Seelachs, Aal und Steinbeißer. Garnelen, Krebse, Hummer und Flunder sind ebenso vorhanden wie etliche Süßwasserfische und Otter.  Außerdem gibt es Muscheln, Tang und verschiedene Algen.  Selbst die Seegurke ist vorhanden.

 

Die Ausstellung, die sich hier befindet, berichtet über Themen des Gebietes. So wird auf den Verlauf des Golfstromes und dessen Einfluss auf das Fischereiwesen genau genauso aufmerksam gemacht wie über die Ölforderung.  Hier gab es verschiedene Bohrköpfe und Gesteinsproben aus unterschiedlichen Tiefen zu sehen. Selbst das Leben auf einer Ölplattform war sehr anschaulich dargestellt. Sehr interessant sind die Diavorträge, die das Leben der Fischer und den Fischfang beinhalten.

 

Am Abend traf sich ein Teil der Bewohner des Campingplatzes an den Felsen, um das südwärts fahrende Hurtigrutenschiff, die „Nordnorge“ zu sehen.  Das nordwärts fahrende Schiff, die „Nordkapp“ kommt ca. eine Stunde später hier vorbei. Meistens trifft man sich in der „Nacht“ noch einmal an den Felsen, um dann das Licht der Sonne zu sehen. Hier herrscht eine ganz besondere Stille – bis auf das leise Rauschen des Meeres und  ab und an ein Kreischen der Möwen.

 

 


Sonntag, 13. Juni 2004

 

Unser Ziel war heute Å, an der Südspitze der Lofoten auf der Insel Moskenesøy. Vom Wetter her war es etwas bewölkt und nicht sehr warm. Also ein idealer Museumstag. Die Fahrt dorthin war sehr abwechslungsreich. Es ging über Brücken, Tunnel und eine wunderschöne Landschaft. Nach ca. 2,5 Stunden hatten wir das „Norsk Fiskeværmuseet” in Å erreicht.

  

Nach einem kurzen Spaziergang kamen wir zur Rezeption, wo wir unsere Eintrittskarten sowie ein Infoblatt über die einzelnen Häuser bekamen.

 

Die Gebäude aus dem 19. Jahrhundert sind alle sehr gut erhalten und stehen unter Denkmalschutz. Nicht besichtigen konnten wir den Kaufmannsladen, den Stall, Rorbuhütten, die Salzkate und das Gebetshaus.

 

Also gingen wir zuerst in das Bootshaus. Es hieß, dass hier früher die Fischer gegen Entgelt ihre Boote unterbringen konnten. Und damit man möglichst viele Boote annehmen konnte, wurden die kleineren einfach unter die Decke gezogen. Ausgestellt waren u. a. Nordlandboote, Motoren, Seilwinden und Taue – eben alles, was man zur Fischerei brauchte. Hierzu wurde in Filmen die Vorgehensweise der Fischer gezeigt.

 

Als nächstes waren wir in der Trandamperiet – der Trankocherei. Die ganze Tranherstellung und auch die Vermarktung waren sehr anschaulich dargestellt. Die Trankocherei aus dem Jahre 1850 ist eine Rarität in Norwegen.

 

 

Die Bäckerei (bakeriet) ist heute noch in Betrieb. Es gibt einen alten Backofen, der mit Holz eingeheizt wird und noch sehr gut backen soll. Auch an den Verkauf war gedacht. Es gab dort eine sehr schöne alte Registrierkasse aus dem Hause Adler in Bielefeld. An Computerkassen war zu damaliger Zeit noch nicht zu denken.

 

Nur kurz haben wir uns das „Sägewerk“ angesehen – ein Holzstadel, in dem eine mit einem Keilriemen betriebene Säge stand, und auch einige Sägen aus früheren Zeiten hingen an der Wand.

 

In der alten Schmiede konnte man sehen, dass am Amboss noch immer gearbeitet wurde. Ein riesiger Blasebalg war vorhanden, der das Feuer immer wieder anblies.

 

 

Als letztes besuchten wir ein Fischerhaus. Der Webstuhl nahm fast ein Viertel der guten Stube ein, die durch einen Kanonenofen beheizt wurde. Hier wurden am Sekretär die Schreibarbeiten erledigt und in der wärmsten Ecke stand die Wiege für das jüngste Baby. In einem Nebenraum wurde die Wolle der letzten Schafschur gelagert und verarbeitet. Es war schon ein sehr einfaches Leben, das die Fischerfamilien führten.

 

Von hier war es nicht mehr weit zum „Lofoten-Tørrfiskmuseum“, dem einzigen bekannten Trockenfischmuseum der Welt. Diese Ausstellung befindet sich in einem alten Lagerhaus und ist für uns sehr beeindruckend. Nach einem ca. 20-minütigen Film zur Einführung kann man sich die einzelnen Arbeitsstationen ansehen. Da der Besitzer Steinar Larsen sehr gut deutsch spricht, kann man bei einer Tasse Kaffee alle noch offenen Punkte klären. So erfuhren wir, dass die Köpfe des Kabeljaus auch getrocknet werden und nach Nigeria exportiert werden. Dort werden sie zu einer schmackhaften Fischsuppe verarbeitet, weil der Eiweißgehalt in den Köpfen noch sehr hoch ist.

 

Informationsunterlagen auf Deutsch kann man nicht bekommen, weil – lt. Aussage von Steiner Larsen – Deutschland keinen Trockenfisch von Norwegen bezieht.

 

Die Lofoten bieten die besten Bedingungen für die Herstellung von Trockenfisch. Diese werden immer besser, je weiter man nach Westen kommt. Besonders günstig sind Værøy und Røst. Es ist ein Erlebnis, die Inseln im Frühjahr zu besuchen, wenn jeder Quadratmeter ausgenutzt wird, um Trockengerüste für Fische aufzustellen. Es ist ein Schmaus für Auge und Nase.

 

Die Konservierung des Trockenfisches auf den Lofoten ist einmalig. Der letzte Versuch 1992 auf Island ist nicht gelungen. Hierfür benötigt man bestimmte Bedingungen – die Luft darf nicht zu trocken sein, die Temperatur muss richtig sein:  nicht zu niedrig und nicht zu hoch, damit der Fisch nicht von Würmern und Fliegen verdorben wird, aber auch nicht zu niedrig, damit der Fisch nicht gefriert. Außerdem sollte ein gleichmäßiger Wind wehen, vorzugsweise mit leichtem Salzgehalt. Nur dann können die Fische optimal trocknen.

 

Trockenfisch ist ein Nahrungsmittel ohne Zusatzstoffe – bekömmlich und gesund. Der Verarbeiterungsprozess ist umweltfreundlich und erfordert wenig Energie. Da dem Fisch nur Wasser entzogen wird, bleiben sämtliche Nährwerte enthalten. Trockenfisch ist bei angemessener Lagerung jahrelang haltbar. Wird er in Wasser gelegt, quillt er wieder auf.

 

 

Abgenommen wird der Trockenfisch – je nach Witterung – ab Mitte Mai bis Mitte Juni. 

Anschließend machten wir uns auf die Rückfahrt. Das Wetter hatte inzwischen umgeschlagen und es wehte ein eisiger Wind.

 

Nächstes Ziel war Nussfjord auf der Insel Flakstadøya. Allein die Fahrt dorthin war ein Erlebnis. Nach kurzer Zeit erreichten wir den Storvatnet, einen See, der von einer 900 m hohen senkrecht aufsteigenden Felswand begrenzt wird. Dieser Fels ist fast schwarz und ganz glatt. Ich glaube, ein Bergsteiger hätte hier große Probleme. Und weil auch die Sonne nicht schien und dunkle Wolken am Himmel waren, sahen See und Fels ganz schwarz aus. Da auch der Wind starke Wellen verursachte, wirkte es richtig unheimlich.  Man könnte meinen, dass sich hier einige Trolle aufgehalten haben.

 

Die Straße führt durch eine schmale Schlucht, und an deren Ende beginnt der Nussfjord. Er wird zwar breiter, aber durch die hohen Felswände wirkt alles ziemlich dunkel. Nach ca. 1 km liegt der Ort Nussfjord. Der Ort selbst ist wunderschön, und könnte genauso gut ein Bergdorf sein, wenn er auf der einen Seite nicht direkt am Wasser liegen würde. Da es sehr kalt und ziemlich grau war, sind wir in den Kaufmannsladen und waren sofort in einer anderen – besseren? – Welt. Der Kaufmannsladen ist genauso, wie man ihn sich immer vorstellt: eine alte Registrierkasse, ein großer Tresor, viele kleine Schubladen und Regale und Reklameschilder aus den 50er Jahren. Einfach schön.

 

Wir wären sicher noch länger geblieben, wenn es nicht angefangen hätte zu regnen. Alles wirkte nur noch düster und grau – richtig bedrückend.

 

Der nächste Halt war Ramberg. Hier gibt es den schönsten Sandstrand der Lofoten. Da gerade die Flut kam, konnten uns auch Wind und Regen nicht davon abhalten, an den Strand zu gehen.

 

Von hier aus ging es weiter nach Flakstad. Dieser Ort gibt der Insel den Namen und auf dem Weg zur weithin sichtbaren Kirche kommen wir an grünen Wiesen und gepflegten Häusern vorbei.

 

 

Flakstad Kirke ist ein Kreuzbau, der 1783 errichtet und 1938 restauriert wurde. Die Kirche ist dunkelrot gestrichen und an den Ecken weiß abgesetzt. Im Inneren sollen sich eine Altartafel von 1765 und eine Kanzel von 1766 befinden. Der Kirchenmaler Gotfred Ezekiel soll den Innenraum gestaltet haben, aber da die Kirche verschlossen war, konnten wir uns die Kirche leider nicht ansehen.

 

Schon auf der Hinfahrt ist uns die Kirche von Borg aufgefallen. Sie steht auf den „Heiligen Höhen“ und ist daher von allen Seiten aus dem ganzen Tal sichtbar. Die Lage der Kirche ist mit Bedacht gewählt worden, denn bereits um das Jahr 500 n. Chr. befand sich hier ein Häuptlingssitz. Sie ist 1986 fertig gestellt worden und der modernste Sakralbau auf den Lofoten. Auch diese in weiß und rot gehaltene Kirche hat ihren Reiz.

 

Gleich in der Nähe dieser Kirche ist ein Langhaus der Wikinger maßstabgetreu nachgebaut worden.  Trotz mittlerweile strömenden Regen – oder gerade deshalb – wollten wir uns das Vikingmuseet på Borg ansehen. 

 

Ursprung dieser Anlage ist, dass ein Bauer beim Pflügen im Jahre 1981 unverhofft auf Glasperlen und Keramikscherben stieß. Bereits 1983 begannen die Ausgrabungen und es wurde das größte Wohngebäude in Skandinavien gefunden. Dieses Wohngebäude war ein Häuptlingssitz, der von ca. 500-900 n. Chr. existierte. Dann verließ der Herrscher den Hof und kehrte nicht zurück. Es soll sich um Olaf Tvennumbruni handeln, der sich später in Island niedergelassen hat.

 

Die junge Dame, die uns dieses alles erzählte, sprach sehr gut deutsch und trug eine nachgebildete Wikingertracht. Sie berichtete uns, dass das Langhaus im Jahre 1996  an Hand der Ausgrabungen nachgebaut wurde.  Das Langhaus ist 83 m lang und 9 m hoch und stellt im Inneren das Leben der Wikinger nach. Es unterteilt sich in einen Wohnraum, Eingangshalle, Gildehalle, Lager und Stall.

 

Beschrieben wurde das Herstellen von Stoffen – neben dem Weben auch das Färben der Garne.  Die Schuhe waren zu damaliger Zeit etwas Besonderes. Das Leder musste erst gegerbt werden, aber die Schuhe wurden schon mit Sohlen gefertigt. Sollten die Sohlen Löcher haben, brauchte man nur die Sohlen austauschen und keine neuen Schuhe herstellen.  Selbst die Tischlerei war zu damaliger Zeit sehr fortschrittlich. Man hatte bereits eine Hobelmaschine und eine Drechselmaschine. Und alles funktionierte auch ohne Motor. Diese ganzen Arbeiten fanden im Wohnraum statt, in dem man auch aß und schlief.

 

Der „Prunksaal“ des Hauses war die Gildehalle. Hier gab es eine offene Feuerstelle mit einem Abzug durch das Dach.  Tranlampen sorgten für das Licht. Hausherr und Hausherrin saßen auf einer thronähnlichen Bank auf der linken Nordseite, damit sie die Halle überblicken und die Türen im Auge behalten konnten.

 

In dem Mittelbalken auf der nördlichen Seite fand man bei den Ausgrabungen fünf Goldamulette. Diese befanden sich nur an skandinavischen Herrschersitzen und Machtzentren. Bei der Grundsteinlegung dieser Gebäude wurden diese unter den nördlichen Pfosten gelegt.

 

Die Aufgaben zwischen dem Herrscherpaar waren genau verteilt. Die Hausfrau hatte die Schlüsselgewalt und trug diese an ihrem Gewand. Sie war neben der Kindererziehung zuständig für das Weben der Stoffe, die Vorratshaltung, Gästebewirtung – eben alles, was rund um Haus und Garten anfiel.  Der Hausherr kümmerte sich um den Handel, die Planung der Feldzüge und befand sich daher viel auf Reisen.

Wichtig waren auch die Gelage. Es gab Speisen und Getränke im Überfluss. Daran ließ sich der Reichtum und Einfluss des Häuptlings erkennen. Je mehr er dort anbot, um so größer wurde sein Ansehen.  Der Häuptling gewählt, der Titel war nicht vererbbar. Sollte der Häuptling falsche Entscheidungen getroffen oder nicht genügend aufgetischt haben, konnte es passieren, dass er nicht wieder gewählt wurde, da er an Respekt verlor.

 

Bei den Wikingern gab es unterschiedliche Stände. Die niedrigsten waren die, die bei Hofe auch für die Arbeit zuständig waren. Sie waren Leibeigene und durften daher keine Waffen tragen. Dieses galt auch für Kriege. Auf der anderen Seite waren die Herren für das Wohl der Leibeigenen zuständig. In den einzelnen Ständen war man von Geburt an. Es gab keine Gelegenheit, den eigenen Stand zu wechseln.  Das Privileg der höchsten Stände waren die Waffen. Schon ab dem 11. Lebensjahr lernten die Kinder, damit umzugehen. Sie mussten lernen, die Familie und Hab und Gut zu schützen.

 

Der Reichtum des Häuptlings bestand aus Land und Haustieren. So kann es sein, dass im Stall bis zu 50 Kühe gestanden haben.  Auch Pferde sind da gewesen. Im Sommer weideten die Tiere im Freien, im Winter blieben sie im Stall.

 

Auf diesen nordischen Höfen arbeiteten unfreie Knechte. Sie schliefen meist bei den Tieren. In Borg wurde neben der Viehhaltung auch Ackerbau betrieben.

 

Der Stall im Langhaus war in eine Ausstellungshalle umgewandelt.  Hier wurde nochmals anschaulich dokumentiert, wie das Leben an einem Häuptlingshof ablief.  Es war für uns sehr interessant, mit den Wikingern hatten wir uns noch nicht befasst. 


Montag, 14. Juni 2004

 

Es regnet – also lassen wir es langsam angehen. Bei der Info in Svolvær trafen wir auf einen Österreicher, der sich bei uns bitterlich über das Wetter beklagte. Er wollte in den Bergen wandern – und nun regnet es! Und er muss noch bis Sonntag bleiben – und das bei diesem Wetter.

 

Wir hatten damit kein Problem. Um 12.30 Uhr fuhr der Bus nach Stokmarknes, um mit einem Hurtigrutenschiff durch den Raftsund nach Svolvær zurückzufahren. Wir bezweifelten allerdings, dass der Bus rechtzeitig da war – schon allein wegen der Fähre von Fiskebøl nach Melbu. Es klappte alles! Wir fuhren auf Stockmarknes zu und sahen die „Trollfjord“ schon im Hafen liegen. Vor lauter Hektik sind unsere Mitreisenden – und wir – natürlich eine Station zu früh ausgestiegen – aber das machte gar nichts. Diese 200 m Fußweg bescherten und einen Ausblick auf drei Hurtigrutenschiffe im Hafen. Die moderne „Trollfjord“, das Nostalgieschiff „Lofoten“ und an Land die alte „Finnmarken“.

 

 

Kaum an Bord haben wir uns erst einmal alles angesehen. Schon das Atrium mit den gläsernen Fahrstühlen war atemberaubend. Auf dem Oberdeck waren wir auch kurz – aber es war windig und geregnet hat es auch. Also suchten wir uns einen trockenen Platz am Heck des Schiffes. Zuerst waren wir allein, aber dann kamen immer mehr Leute dazu.Und dann bog das Schiff in den Raftsund ein. Der Raftsund trennt die Vesterålen von den Lofoten und gehört zu den schönsten Strecken der Hurtigrute. Der Raftsund hat eine Länge von 26 km und die Berge rechts und links sind ca. 1000 m hoch. Der Wasserstrom hat eine Geschwindigkeit von ca. 7 Knoten und an manchen  Stellen ist er nicht einmal 100 m breit.

 

Obwohl es regnete und die Berge Wolkenverhangen waren, war es eine fantastische Aussicht. Das Schiff fuhr an manchen Stellen sehr nahe am Ufer, wenn in der Mitte wieder einmal eine Insel war.  Nach ca. 17 km bogen wir in den Trollfjord ein.

 

Am Trollfjord leben die Trolle, die man allerdings nur bei Nacht zu sehen. Tagsüber, bei Sonnenschein, bleiben sie in ihren Höhlen. Bei Sonnenlicht versteinern die Trolle – und die, die sich nicht rechtzeitig versteckt haben, sieht man auf den Felsen liegen. Mit einiger Übung kann man dort einige versteinerte Trolle liegen sehen.

 

Der Trollfjord ist ca. 2 km lang und bei der Einfahrt nur knapp 100 m breit.  Durch die hohen Felsen wirkt der Fjord noch schmaler.  Zum Ende hin wird er wieder etwas breiter – und dann dreht das Schiff auf der Stelle! Und das mit 135 m Länge. – Einfach Wahnsinn!!

 

Auf der Rückfahrt sahen wir dann an den glatten und steilen Felsen einen Wasserfall neben dem anderen. Und durch die Wolken kam die Sonne durch. Irgendwie mystisch – eben Trollwetter.

 

Bei der Ausfahrt in den Vestfjord wurden die Wellen wesentlich stärker und die Gicht schäumte. Pünktlich um 18.30 Uhr legte das Schiff in Svolvær im Hafen an.  Leider war diese schöne Fahrt zu Ende.

 

Wieder auf dem Campingplatz angekommen, sind wir gleich wieder zu den Felsen, um die Hurtigrutenschiffe zu sehen. Südwärts fuhr – ohne uns – die Trollfjord, und nordwärts die Finnmarken. 

Dienstag, 15. Juni 2004

 

Da auch der heutige Tag als Regentag angekündigt war, stand unser Programm fest. Wir wollten nach Vikten in die Glashütte. Was dann kommt – mal sehen.

 

In Vikten angekommen – dieses liegt an der Westküste der Insel Flakstadøya – hatten wir gerade Flut. Und daher rollen die Wellen sehr stark an den Strand.

 

In der Glashütte haben wir zugesehen, wie Gläser und Schalen gefertigt werden. Es ist schon toll, wie nur mit Feuer, Wasser und Atemluft Gegenstände gefertigt werden. In der Galerie selbst gab es sehr viele schöne Vasen und Schalen – auch mit Intarsien – zu sehen. Mir ist schleierhaft, wie der Glaser gerade unten in die Schale die Steine bekommen hat. Es war sehr interessant.

 

Anschließend sind wir nach Henningsvær gefahren.  Auf dem Weg dort hin gibt es wieder ein grandioses Panorama  aus schneebedeckten Bergen, vielen kleineren und größeren Schären im grünlich schimmernden Meer. Zwischenzeitlich hatte es aufgehört zu regnen und wir konnten diese tolle Landschaft zu richtig genießen.

 

Für unsere Brotzeit wollten wir uns einen schönen Parkplatz direkt am Wasser suchen – klappte aber nicht ganz. Wir standen zwischen meterhohen Felsen und mussten aufpassen, dass wir von der Gischt nicht nass wurden. Geschmeckt hat es uns trotzdem.

 

Henningsvær – einer der letzten natürlichen Fischerorte liegt auf verschiedenen Inseln, die seit 1983 durch drei Brücken verbunden sind – alle sehr steil und einspurig. Durch die Inseln ergibt sich ein natürlicher Hafen, in dem Fischerboote, Trawler und auch Segelboote liegen. Der Haften ist um die Mittagszeit ruhig und beschaulich, also konnten wir in Ruhe über Landungsbrücken und Bootsstege gehen und uns alles ansehen. So wurde an den Häusern gearbeitet, Bootsstege ausgebessert und einige Boote waren aus dem Wasser gezogen worden. 

 

Was uns gleich in die Nase stieg, war der Fischgeruch. Auf jedem freien Platz waren Trockengestelle aufgebaut – für den Skrei und vielen Köpfen. Der Fisch war zum größten Teil schon abgenommen, aber die Köpfe hingen allesamt noch. Den Ort hat man rasch zu Fuß abgelaufen. Neben schmucken kleinen Hotels und Restaurants gab es noch einige Geschäfte und eine Galerie.

 

 

Von hier sind wir weitergefahren zum Lofotmuseet in Kabelvåg. Dort befand sich der Hof des Fischerdorfbesitzers einer der wichtigsten Höfe in diesem Vågan wie Kabelvåg früher hieß.

 

Ein Fischerdorfbesitzer war vom Staat als Wasserpolizei ernannt worden. Dieses war allerdings ein Fehler, da diese Personen, traditionell aus den Dorfhäuptlingen hervorgegangen, noch mehr Macht bekamen und sich häufig als Herr über Leben und Tod gegenüber den Fischern aufstellten. Die Fischer waren meist hoffnungslos verschuldet und so hatten die Fischergrundkönige eine absolute und unantastbare Macht. Eigentlich sollten sie über die Gesetze auf dem Wasser achten, aber die Fischergrundkönige weiteten dieses auch auf das Leben aus. 1857 wurde schließlich ein neues Lofotgesetz  rechtskräftig, dass bis heute noch gültig ist. Es beinhaltet freies Meer, freien Fischfang bei öffentlicher Kontrolle und nahm den Fischergrundkönigen das Handelsmonopol, da bis dahin die Fischer nur an sie verkaufen durften und sie als einzige mit Fisch handelten.

 

 Das Haus selbst ist zweigeschossig, und in einem Raum im Untergeschoss ist ein Markt aus früheren Jahren eingerichtet. Sobald man den Raum betritt, erklingt Jahrmarktsmusik. Durch verschiedene Gucklöcher kann man sehen, was auf dem Markt verkauft und dargestellt wurde. So gab es die Wahrsagerin mit ihrer Kugel genauso wie das Kalb mit den zwei Köpfen. Es gab aber auch Gebrauchsgegenstände wie Stiefel und Küchenutensilien.

 

Im nächsten Raum wurden die verschiedensten Nordlandboote ausgestellt. Ob mit einem Segel oder gar mit Zweien – oder gar keinem – es waren beeindruckende Schiffe.

 

 Im oberen Stock gab es einen Raum, in dem es um die Fotografie ging. Hier waren mehrere Apparate ausgestellt, sowie die große Kamera mit dem roten Sofa für Familienfotos. Beeindruckend waren die Fotos von den Fischern und ihrer Arbeit in der Fischfabrik. Die Bilder und Apparate stammten von der Familie Lind.

 

Die Familie Lind hat über vier Generationen ein Fotostudio betrieben. Gegründet wurde dieses Studio im Jahre 1891 von Johann Lind. Nach 107 Jahren wurde es 1998 geschlossen.  Das Museum hat das komplette Equipment und das Bildmaterial übernommen. Die  Bilder zeigen die Geschichte Kabelvågs während der letzten 100 Jahre. 

 

Im Obergeschoss gab es außerdem noch das Wohnzimmer und das Esszimmer des værkonge zu sehen. Sehr beeindruckend waren die Kachelöfen, die in jedem Raum stehen und zu damaliger Zeit sicher ein Vermögen gekostet haben. Die Räume sind sehr elegant eingerichtet. Ob Standuhr, Vitrinen aus geschliffenen Glas oder Kronleuchter – es fehlte an nichts. Man sah schon, dass hier Geld vorhanden war.

 

Weiter ging es in den nächsten Ausstellungsraum. Hier wurde dargestellt, wie die Fischer ihre Netze flickten, welche Haken genommen wurden, wie Leber zu Tran verarbeitet wurde und wie die Fischer in den Rorbus lebten. 

 

Die erste Angelhakenmaschine der Welt wurde im Jahr 1877 von Mathias Topp in Gjøvik erfunden. Man fütterte die Maschine mit Stahldraht von der einen Seite, dann kamen fertige Haken auf der anderen Seite der Maschine heraus. Damals war diese Maschine eine Revolution für solch eine Produktion. 

 

Interessant waren die Fischerhütte von 1797 und etwa 1850. Hier lebten die Fischer, die zu den Lofoten kamen, um an der Winterfischerei teilzunehmen. Diese Fischerhütten besaßen zwei Räume. Im ersten Raum wurde das Material gelagert, während im zweiten Raum gelebt und geschlafen wurde. Hier standen auch die Kisten, die man von zu Hause mitbrachte. Diese Kisten waren etwas Besonderes. Sie wurde von der Ehefrau, der Mutter oder der Schwester gepackt. Hierin befand sich neben Wäsche, Strümpfe Mütze und Schal auch noch Lebensmittel wie Speck, Brot und Schmalz. Es waren vielleicht auch Bilder, ein Brief oder ein Spielzeug der Kinder darin. Wenn der Fischer seine Kiste öffnete, dann war er in Gedanken zu Hause.  – Und niemand störte ihn.

 

In den Betten schliefen jeweils zwei Personen, also konnte man davon ausgehen, dass mindestens zehn Personen in so einer Hütte lebten. In der zweiten Hütte befanden sich die Betten und Kisten im Obergeschoss. Da hatte man etwas mehr Platz. Denn hier wurde nicht nur gekocht, sondern auch die Netze geflickt, und alles, was sonst noch an Arbeit anfiel, erledigt.

 

Es war schon ein sehr schweres Leben, was die Fischer zur damaligen Zeit führten. Den ganzen langen Winter weg von zu Hause – Geldsorgen durch einen schlechten Fang – es war alles nicht so einfach.

 

Am Abend waren wir wieder an den Felsen, um die Hurtigrutenschiffe zu sehen. Südwärts fuhr die Midnattsol und nordwärts die Kong Harald.

 

Mittwoch, 16. Juni 2004

 

Nach dem Wetterbericht sollte die Sonne scheinen. Schon beim Frühstück war sie da. Der Himmel war etwas bewölkt, aber es wehte ein eisiger Wind. Bereits auf der Fahrt nach Svolvær war die Sonne wieder weg und es regnete – soviel zum Wetterbericht!

 

Nach einem kurzen Besuch im Informationszentrum sind wir dann – trotz meiner Proteste – in das Kriegsmuseum gegangen. Das Museum stellt sehr viele Uniformen vor - norwegische, englische und deutsche. Die Soldaten müssen doch sehr gefroren haben! Es gibt sehr viele Unterlagen wie Ausweise, Berechtigungsschreiben und Bekanntmachungen. Ausgestellt sind sehr viele seltene und unbekannte Bilder über das Leben der Soldaten auf den Lofoten. Der Alltag hier war für die deutschen Soldaten nicht einfach. Viele waren sehr jung und zum ersten Mal weit von zu Hause weg. Sie hatten Probleme mit der Dunkelheit im Winter. Außerdem war die Disziplin unwahrscheinlich hart. Die ganze Geschichte ist sehr sachlich dargestellt – auch der Umgang der Menschen untereinander.

 

Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und wir sind wieder in den Hafen gegangen. Dort machte gerade ein Frachtschiff fest.

 

Wir beschlossen, uns die ersten Etappen der Kaiserroute anzusehen.  Die Kaiserroute ist dem deutschen Kaiser Wilhelm II gewidmet. Er war ein großer Lofotenliebhaber und verbrachte öfter seinen Urlaub hier.

 

Svolvær ist der Ausgangspunkt dieser Fahrt. Von hier aus geht es zur Kirche nach Sildpollnes. Auf einer Landzunge im Austnesfjord steht diese kleine Kirche, die zu den meistfotografierten Sehenswürdigkeiten der Lofoten zählt.

 

Dann ging es weiter nach Laukvika. Hier befindet sich einer der schönsten Häfen an der Außenseite der Lofoten. Die Hafenanlagen sind alle sehr großzügig und damit auch für größere Schiffe geeignet. Bei unserem kurzen Spaziergang war es so windig, dass uns der Regen ins Gesicht peitschte. Es ging daher relativ schnell zum Auto zurück.

 

Bei Grunnførfjorden gab es wunderschöne Sandstrände zu sehen. Da gerade Ebbe war, konnte man die unterschiedlichen Wassertiefen sehr gut erkennen. Kurz darauf dachten wir, wir hätten uns verfahren, aber  der Straßenkarte nach waren wir auf der Straße nach Fiskebøl.

Die Straße hatte sich in einen Feldweg verwandelt mit vielen Schlaglöchern. Aber da wir nach einiger Zeit Gegenverkehr hatten, waren wir wohl richtig. Wo sollten wir auch hin?

 

Kurze Zeit später sah die Landschaft aus wie an der Nordsee. Dünen, wie sie schöner in Dänemark oder an de Nordseeküste nicht sein können. Die Dünen befinden sich in der Nähe von Morfjorden.

 

Da es bereits später Nachmittag war, bogen wir hinter Fiskebøl wieder Richtung Svolvær ab. Den zweiten Teil der Kaiserroute – am Raftsund entlang - sehen wir uns in den nächsten Tagen an – hoffentlich bei schönem Wetter.

 

Auf dem Rückweg wollten wir uns noch Vågan Kirke ansehen. Eigentlich sollte sie geöffnet sein – aber bei unserem Glück?! Naja, nichts zu machen.

 

Auf unseren abendlichen Gang zum Felsen haben wir trotz des schlechten Wetters nicht verzichtet. Das südwärts gehende Hurtigrutenschiff war die Nordlys und das nordwärts gehende die Polarlys.

 

 

Donnerstag, 17. Juni 2004

 

Da das Wetter mal wieder passte – Regen – haben wir beschlossen, uns ein Museum in Skaftnes anzusehen. Den Hinweis auf dieses kleine Museum hatten wir in einer Broschüre gefunden.

 

Also sind wir von Sandvika aus über Stamsund nach Skaftnes gefahren. Die Fahrt ging dieses Mal direkt am Henningsværstraumen nach Stamsund. Hier hatten wir dann die direkte Aussicht auf den Vestfjord. Kleinere und größere Schären waren zu sehen, sowie viele kleine Fischerdörfer. Sicht hatte man auch auf Henningsvær, dass durch den Leuchtturm sehr gut zu erkennen ist.

 

Weiter an der Küste entlang liegt der Ort Valberg. Hier gibt es eine schöne Kirche zu sehen, die leider geschlossen war. Diese Kirche ist bereits im 17. Jahrhundert vom Dichter Peter Dass erwähnt worden.

 

Stamsund hat rund 1.500 Einwohner und ist einer der wichtigsten Fischerorte auf den Lofoten. Daher ist Stamsund auch der Stützpunkt der größten Trawlerflotte. Seit 2000 gibt es eine alpine Winteranlage. Sie ist mit den Weltmeisterschaften im Snowboardfahren eröffnet worden. Durch dann Fernsehen sieht es dann so aus, als würden die Sportler aus 300 m Höhe ins Meer fallen.

 

Hier sieht man viele Fischfabriken, aber keine schönen Hafenanlagen wie in  Henningsvær. Mir selbst ist Stamsund zu kommerziell.

 

Auf der weiteren Fahrt wusste man teilweise nicht, wo man sich befand – am Wasser oder in den Bergen. Am Wasser gab es Schären, große und kleine, dicht beieinander, so als ob jemand eine Hand voll Steine ins Wasser geworfen hätte. Hinter der nächsten Kurve meinten wir, dass wir uns in den Alpen befinden. Hier gab es mit Blumen übersäte Bergwiesen, Schafe kletterten zwischen den Steinen herum. – Irgendwie unglaublich!

 

Dann hatten wir den Fischerbauernhof  erreicht. Dieser Bauernhof besteht aus einem weiß gestrichenen Nordlandhaus, einer Schmiede, die direkt zwischen zwei Felsen gebaut ist, einem ca. 200 Jahre alten, sehr großen Bootsschuppen, in dem rund 10 Nordlandboote in allen Größen lagern und ein weiteres Gebäude, in dem es neben einem Kaufmannsladen und einer Tischlerei noch die Fischanlieferung gab. Nur den Stall, der im Jahre 1939 gebaut worden ist, konnten wir uns nicht ansehen.

 

Da wir seit dem 15.08.2003 die ersten Besucher waren, bekamen wir eine persönliche Führung. Es gab im Hause die Karl-Stube und die Magnus-Stube, benannt nach den letzten Bewohnern dieses Hauses. Hier gab es eine Speisekammer, in der die Gerätschaften zur Butterherstellung aufbewahrt wurden. In der Küche war eine offene Feuerstelle. Im oberen Stock war ein Mägdezimmer eingerichtet. In diesem Raum standen auch der Webstuhl und die Nähmaschine. Außer dem Bett und dem Nachttisch befand sich hier noch ein Waschtisch.

 

Auffällig war, dass es keine Kleiderschränke gab. Aber es standen in jedem Raum Truhen. Interessant waren die Betten. Man konnte sie alle seitlich auseinander ziehen, so dass jeweils zwei Personen in einem Bett schlafen konnten. Dafür wuchs das Bett im Kinderzimmer in der Länge mit. Für die Kinder war Spielzeug vorhanden – Schaukelpferd und Puppenstube, sowie Schiefertafel und Rechenhilfe.

 

Es ist ganz toll, dass dieser Hof mit dem kompletten Inhalt dem Museum vermacht worden ist. Traurig ist nur, dass so wenig Menschen den Weg dorthin finden. Dieser Hof ist nur im Museumsführer erwähnt, aber in keinem Reiseführer enthalten. Das ist sehr schade. Denn hier sind die Gegenstände nicht – wie in anderen Museen – zusammengetragen und ausgestellt worden, sondern man hat hier mit ihnen gelebt und gearbeitet. Dieses ist gelebte Geschichte.

 

Hier haben wir uns sehr lange aufgehalten. Im Gespräch mit dem Museumsführer stellten wir fest, dass auch wir viele Gerätschaften aus unserer Kindheit kannten, was dort vorhanden war.

 

Weitere Erklärungen gab er uns zu den Booten und Netzen. An den Netzen waren zum Beschweren Steine vorhanden, sowie die Rinde der Bäume, da diese oben schwimmt. Die kleineren Boote waren bis unters Dach gezogen, während die größeren Boote unten standen.

 

Der Platz für die Schmiede war sehr gut ausgewählt. Sie wurde zwischen zwei großen Felsen gebaut, und so brauchte man zwei Wände weniger zu ziehen. Hier war uns der Blasebalg aufgefallen. Hier war der Beutel unten, während sich oben ein Fass befand. Der Blasebalg war anders herum als wir es gewohnt waren.

 

Es war ein schweres Leben, das die Fischerfamilien führten. Der Mann fuhr  zur See und die Frau betrieb die Landwirtschaft. Aber – je mehr  wir erfuhren, umso mehr interessierte uns das Leben der Fischer in damaliger Zeit.

 

Anschließend sind wir nach Svolvær zurückgefahren. Dieses Mal wollten wir auf die Halbinsel Svinøya, wo es das Vågan Kunstsenter gibt, in der sich auch die Galerie Gunnar Berg befindet.

 

Die Insel Svinøya gehört zum ältesten Teil Svolværs. Bereits 1828 wurde dort Handel betrieben, und so gab es auch hier die erste Bäckerei und das Telegraphenamt. Ringsum sind die Gestelle für Stockfisch zentraler teil der Bebauung.

  

Wir sind dann auf die Mole gegangen. Hier ist ganz am Ende eine Figur aufgestellt, die eine über das Meer blickende Fischerfrau darstellt. Außerdem war es an der zeit, dass das südwärts fahrende Hurtigrutenschiff kommen musste. Wir haben auf der Mole darauf gewartet. Diesmal war es die Nordkapp, die zwischen den einzelnen Schären auftauchte und den Hafen von Svolvær ansteuerte. Da die Hafeneinfahrt sehr schmal ist, musste das Schiff direkt an uns vorbei. Am liebsten wären wir mitgefahren.

 

Auf dem Rückweg zum Auto sind wir mal wieder kräftig nass geworden. Aber wir haben den schönsten Regenbogen gesehen, den man sich vorstellen kann.

 

Auf dem Campingplatz angekommen, haben wir dann noch einen langen  Abendspaziergang gemacht. Vom Felsen aus hatte man eine gute Sicht über den ganzen Vestfjord.

 

 

 

Freitag, 18. Juni 2004

 

Schon in der Früh  - der Himmel strahlend blau – keine Wolke – und Sonne!!! Also stand fest – heute fahren wir in den Trollfjord.

 

Erst einmal haben wir den ganzen Vormittag verbummelt. Es gab schließlich viel zu sehen. Die Angler machten ihre Boote fertig, um zum Fischen zu fahren. Dieses war ein Schauspiel für sich. Wir haben uns köstlich amüsiert.

 

In Svolvær haben wir uns für die Fahrt angemeldet und haben dann im Café am Hafen gesessen und gewartet, bis das Schiff fuhr. Und so ein Platz mitten im Hafen bei Sonnenschein – das hat schon was! Es gab viel zu sehen – auch wenn es nur Spatzen sind, die sich Käse von den Tellern stibitzen.

 

Aber pünktlich um 16.00 Uhr ging die Fahrt los. Mit uns befanden sich 12 Personen an Bord der MS Trollfjord, ein Fischkutter.

 

Schon bei der Ausfahrt aus dem Hafen kamen etwas kräftigere Wellen. Was für ein Vergnügen ( jedenfalls für mich).  Und im Raftsund wurde gehalten. Hier konnte jeder, der wollte, seine Angelkünste unter Beweis stellen. Selbst Detlef hat sich dabei betätigt. Innerhalb fünf Minuten hatte er zwei Fische gefangen. Es war jeweils ein Kabeljau. Und da es bei den anderen auch so ging, war in kurzer Zeit sehr viel Fisch beieinander. Die junge Frau, die mit  dabei war, nahm den Fisch gleich aus und kochte ihn. Es war für jeden eine Portion da. So gut hat der Fisch noch nie geschmeckt!

 

Und dann im Trollfjord selbst. Wir kannten ihn bislang nur vom Hurtigrutenschiff aus. Das war ja schon ein Erlebnis. Aber mit so einem kleinen Fischerboot in den Trollfjord zu fahren, ist schon etwas Besonderes.  1.156 m hoch sind die senkrecht in den Himmel ragenden Felsen, die diese ca. 100 m breite Wasserstraße einrahmen. Und wir auf diesem kleinen Schiff mittendrin. Da meint man, der Fels fällt auf einen nieder. – Einfach Wahnsinn!!

 

Und dann ging es wieder zurück. Und da von unseren Fischen noch Köpfe, Schwänze und Innereien übrig waren, begann die junge Frau, die Möwen zu füttern. Erst kam eine, dann immer mehr, die ihr die Reste fast aus den Fingern nahmen.  – Und dann war mit einem Mal Unruhe unter den Möwen! Ein Schrei – und dann war er da! Ein junger Seeadler mit gelbem Schnabel und braunen Federn. Das Boot stoppte sofort und drehte seitwärts, damit er an den Fisch konnte, mit dem die junge Frau ihn lockte. Der erste Versuch scheiterte! Er zog sich auf einen Felsen zurück und wartete.

 

Und dann kam der nächste Schrei. Der Seeadler war wieder zwischen den Möwen. Und unser Boot stoppte sofort. Die Möwen stürzten sich auf den Fisch, packten ihn – und der Seeadler kam und jagte ihnen den Fisch wieder ab. Mit dem Fisch in den Fängen zog er sich wieder in die Felsen zurück.

 

Jetzt ging es schnellstmöglich zurück nach Svolvær in den Hafen. Obwohl die Sonne schien, wehte ein eisiger Wind.

 

Zurück in unserer Hütte gab es ausnahmsweise keinen Fisch, sondern ein schnelles typisch skandinavisches Gericht – Pytt i Panna – mit øst og skinke. Das waren kleingewürfelte Kartoffeln mit Schinken und Käse. Es schmeckte sehr gut.

 

Bei unserem anschließenden Spaziergang sahen wir das nordwärts fahrende Hurtigrutenschiff Nordnorge. Für die  südwärts fahrende Vesterålen waren wir zu spät zurück. 

 

Samstag, 19. Juni 2004

 

Strahlender Sonnenschein weckte uns bereits um 3.00 Uhr in der Früh! Aber wir konnten anschließend noch etwas weiterschlafen.

 

In Svolvær im Hafen gab es wieder einen Platz für uns, um dem Treiben dort zuzuschauen. Aber dort haben wir uns nicht lange aufgehalten – es sollte heute wieder in den Raftsund gehen – diesmal auf dem Landweg.

 

Dieses Mal sahen wir die Kirche von Sildpollnes bei strahlendem Sonnenschein – es wirkt gleich alles viel heller und leuchtender. Und dann waren wir am Hadselfjord – und wir hatten einen ganz tollen Blick auf die Vesterålen.  Die Sonne glitzert im Wasser, im Hintergrund die Berge der Vesterålen. Kleine Boote treiben im Wasser – ab und an taucht ein Motorboot auf. Hier könnte man bleiben und schauen.  Aber weiter geht es.

 

Über den Raftsund führt eine Bogenbrücke, die 1997 für den Verkehr freigegeben worden ist. Von hier aus hat man eine sagenhafte Sicht auf den Raftsund. Und in die andere Richtung sieht man die Berge der Vesterålen im Hintergrund.

 

Am nächsten Parkplatz haben wir gehalten und Brotzeit gemacht. Dieses Mal gab es Krabben - und eine schöne Sicht auf die Raftsundbrücke.

 

Und dann haben wir mit einigen anderen zusammen gewartet! Auf das Hurtigrutenschiff „Finnmarken“. Aber das Schiff hatte etwas Verspätung.  Wir sind am Raftsund entlang eine Zeit lang nebenher gefahren. Ich glaube, wir hatten es auf unserer Strecke etwas einfacher wie das Schiff. Es gab für uns keine flachen Stellen und keine Strömung. Die Einfahrt in den Trollfjord ist wohl nicht ganz einfach.

 

Wir sind dann weitergefahren nach Digermulen und haben einen Spaziergang durch den Ort gemacht. Bereits Kaiser Wilhelm II. hat hier mehrmals Urlaub gemacht. Auf den 363 m hohen Digermulkollen wollten wir nicht steigen – es war schon zu spät.

 

Auch die Rückfahrt war ein Erlebnis. Die Sonnenstrahlen haben die ganze Landschaft anders aussehen lassen. Das Wasser glitzerte wunderschön.  Selbst unser Abendspaziergang dauerte sehr lange. Beim Blick über den Vestfjord war fantastisch. Es war keine Wolke am Himmel und selbst auf dem Wasser waren keine Boote. Das Meer war sehr ruhig.

 

 

Sonntag, 20. Juni 2004 

 

Bereits um 3.00 Uhr weckte uns die Sonne. Also sind wir aufgestanden und haben einen Spaziergang zu den Felsen gemacht.

 

Und dann kam die Sonne über die Berge und hüllte die ganze Landschaft ein. Man hatte den Eindruck, dass alles glänzte und man sich im Paradies befand. Und das Meer ist glatt – wie von Alufolie überzogen. Die Schären ragen dunkel aus dem Wasser und werden von einer weißen Gischt umspült. In der Ferne sieht man die Leuchtfeuer von Moholmen und Skrova – die im Sommer allerdings nicht leuchten. Ca. 50 Seemeilen entfernt liegt die Insel „Engeløya“ im Vestfjord. Dahinter dann, in den Bergen, sieht man Schneefelder, die von der Sonne angeleuchtet werden. Im Norden befindet sich „Lille Molla“ deren Umrisse man scharf erkennen kann, während auf der rechten Seite sich die Steilwand des „Vågakallen“ befindet.  Es ist sehr beeindruckend, wenn man sieht, wie sich das Meer und die Berge im Licht verändern.  Die Berge leuchten rosa und grau – die Schneefelder befinden sich hierin wie weiße Tupfen.  Das Meer schimmert grünlich. Und man merkt, wie man sich nur noch von dieser Landschaft bezaubern lässt und einen eine Ruhe überkommt, die einen nicht mehr los lässt.

 

 

So etwas Schönes hatten wir noch nicht gesehen – und wir werden es auch nicht vergessen. 

Bei diesem Spitzenwetter auf Walsafari – besser konnte es nicht kommen. Schon relativ früh sind wir los, damit wir rechtzeitig auf die Fähre kamen, denn es sind bis nach Andenes rund 160 km zu fahren. Und dann waren wir auf den Vesterålen und konnten die Berge von Hinnøya sehen, an denen wir gestern lang gefahren sind. Nachdem wir bei Sortland die große Brücke überquert hatten, führt die Straße direkt am Risoyhamnsundet weiter. Gegen Mittag hatten wir Andenes erreicht. Für die nächste Nacht hatten wir im Hotel Norlandia Adrikke ein Zimmer reserviert.

 

Anschließend ging es in Walcenter. Dort stand unser Guide, eine Dänin namens Tina, die ein perfektes deutsch sprach. Als ersten wurden uns Tabletten gegen Seekrankheit angeboten, mit dem Hinweis, dass es sinnvoll wäre, diese zu nehmen, da man nie wüsste, wie das Wetter auf See werden würde.

 

Im nächsten Raum war ein Skelett eines Wales ausgestellt. Dieser ist im Jahre 1996 in Andenes nach einer Kollision mit einem Schiff angeschwemmt worden. Nach ca. drei Jahren, die er dann im Hafenbecken gelegen hat, war er dann bis auf die Knochen abgenagt worden. Das Skelett ist ca. 15 m lang. Der Kopf allein beträgt ein Drittel der gesamten Länge. Es wurde sehr anschaulich dargestellt, wie der Wal überleben kann.

 

Dieser Wal, der ca. 45 Jahre alt geworden ist, hatte ca. 3 t Öl in seinem Kopf. Durch dieses Öl funktioniert alles wie ein Echolot. Damit findet er Heringe und anderes Kleingetier – aber hauptsächlich frisst er Kraken. Die Kraken werden etwa 550 – 750 kg schwer, bis zu 18 m lang und höchstens 3 Jahre alt. Das ist so in etwa die Tagesration, die der Wal zum Überleben braucht. Der Krake lebt wie der Wal zwischen 1000 m und 2000 m Tiefe und zählt zu dessen Lieblingsspeisen. Nur kann er diese nicht im Ganzen schlucken, sondern muss sie zerbeißen.

 

 

Also geht der Krake darauf zu, weil er meint, dass er dort Futter findet.  Der Krake hat nur ein großes Auge, mit dem er alles erkennen kann, um an eine Malzeit zu kommen. Der Krake reagiert auf phosphorisierende Effekte. Diese kann der Wal mit seinem Unterkiefer darstellen. Der Wal hat nur Zähne am Unterkiefer. Am Oberkiefer befinden sich die dazugehörigen Löcher, so dass er das Maul richtig schließen kann. Zum Atmen hat der Wal nur das Linke Nasenloch. Dieses ist bedeutend größer als das rechte. Wenn er wieder hoch kommt, kann man sehr deutlich nur eine Fontäne (genannt Blas) sehen, sowie ein prustendes Geräusch hören. 

 

Nach einem Film von rund 20 Minuten Länge, der das Leben der Wale im Ablauf eines Jahres zeigt, ging es zum Boot. Es war die MS Reine, das zweite Boot für Whalewatchingtouren.  Dort wurden wir erst einmal mit den Rettungsvorschriften vertraut gemacht. Und dann ging es los!

 

Nach etwa neun Seemeilen sahen wir den ersten Wal. Es war schon etwas besonderes, wie er da lag und in regelmäßigen Abständen seine Fontäne blies. Und mit einem Mal zeigte er uns seine Fluke und tauchte ab. Aber es dauerte nur ein paar Minuten, bis wir den nächsten Wal im Wasser liegen sahen.

 

Auf diese Art und Weise sahen wir ca. fünfzehn Fontänen und fünf verschiedene Fluken, von denen eine in Andenes noch nicht bekannt war. Es war aber auch Moby Dick dabei, der schon seit vielen Jahren dort lebt.

 

Es war ein wahnsinniges Erlebnis! Die Wale tauchten weg – und die Fluke stieg hoch hinaus. Wenn der Wal taucht, richtet er sich senkrecht auf und die schwere Schwanzflosse drückt ihn in die Tiefe. Also spart er so Kraft und Energie für seinen Tauchgang. Dieser Tauchgang dauert so ca. zwei Stunden. In dieser Zeit presst der Wal die ganze Luft aus den Lungen, bis diese zusammenfallen. Den benötigten Sauerstoff zieht er aus dem Muskelgewebe.

 

Ca. vier Stunden dauerte unsere Fahrt. Gegen Ende wurde ein Resümee gezogen. Die Guides waren sehr erstaunt, dass so eine hohe Konzentration von Walen nur neun Seemeilen und 600 m Tiefe zu verzeichnen ist.

 

Dann war die Fahrt zu Ende, und bis auf ein paar Seekranke hatten wir alle die Fahrt gut überstanden. Wir waren von dem Erlebnis so richtig aufgedreht und wären sofort wieder hinausgefahren.

 

 

In einem guten Lokal haben wir dann zum ersten Mal Rentierfleisch probiert. Es schmeckte sehr gut. Nach dem Essen sind wir noch ans Meer, um eine schöne Mitternachtssonne zu sehen. Das Wetter hierzu war ideal. Es war keine Wolke am Himmel – und ca. 22° C warm. Die Sonne bewegte sich zum Meer hin – aber sie ging nicht unter und stieg nach einiger Zeit langsam wieder hoch. Unglaublich!!

Montag, 21. Juni 2004  

 

Nach einer kurzen „Nacht“ und einem guten Frühstück sind wir in Andenes nochmals im Hafen gewesen. Dort war man gerade dabei, den frischen Fang auszuladen.

 

 Anschließend sind wir nach Bleik gefahren. Hier wollten wir dann auf Seevogel-Safari gehen. Bereits auf dem Weg dorthin haben wir mit dem Fernglas einige Seeadler beobachten können. Auf dem Schiff „Andotten“ begrüßte uns Rolf und gab uns einige Informationen. So erzählte er uns, dass er eine Konzession hat, um im Winter 50 t Dorsch zu angeln. Im Sommer bietet er Angeltouren an und Ausflugsfahrten zur Vogelinsel „Bleikøya”, der Berg, der wie ein Zuckerhut aus dem Meer ragt.

 

Auf diesem Berg leben rund 80.000 Papageientaucherpärchen, mit englischem Namen „Puffin“. Dann gibt es noch Dreizehenmöwen, Tummelunde und Kormorane. Und ganz oben leben die Seeadler.

 

Schon auf dem Weg zum Felsen fahren wir auf einen schwarzen Teppich zu. Tausende von Papageientauchern lassen sich im Meer treiben und fangen sich ihre Mahlzeit. Und da sie nie genug bekommen, haben sie den ganzen Schnabel voller Fische. Dann wird Anlauf genommen, gestartet – und schups, verlieren sie das Übergewicht und plumpsen ins Wasser. Dann, beim nächsten Anlauf, klappt es endlich! Sie erheben sich in die Luft – aber wie! Mit den Flügeln wird wie wild geschlagen, die Beine bewegen sich, um das Gleichgewicht zu halten – aber dann – geschafft! Sie fliegen! Auf geht’s in die Höhle. Papageientaucher graben bis zu 3 m tiefe Höhlen, um dort ein Ei zu legen. 

 

Der Berg wird sich von den Vögeln geteilt. Im unteren Bereich haben die Papageientaucher ihre Höhlen. Außerdem brüten zwischen den Steinen Tummelunde und Kormorane. Diese bauen Nester und legen mehrere Eier.

 

Rolf hat erzählt, dass es in diesem Gebiet rund fünfzig Seeadler gibt. Durch das Schlagen an die Bordwand sind die Seeadler aufgeschreckt und ausgeflogen. Dadurch hatten wir die Möglichkeit, diese zu beobachten. Wir haben rund fünfzehn Seeadler gesehen.

 

Und dann ging es zurück. Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir ruhig noch weiterschauen können. Es war kein Seegang, und es war angenehm warm. Das richtige Wetter, um Vögel zu beobachten.

 

Auf der Rückfahrt erzählte uns Rolf, dass die Tide dort auf Andøya nur ca. zwei Meter beträgt, während es in der Finnmark teilweise sieben bis acht Meter sind. Und das es im Winter teilweise so stürmisch ist, dass das Wasser über die hohe Mole schlägt.

 

Bei unserer Rückkehr bekamen wir wieder unseren Fisch von den Anglern, und so war klar, was auch die nächsten Tage auf unserem Speisezettel stand: Fisch in allen Variationen.

 

 

Dienstag, 22. Juni 2004

 

Schon in der Früh um 3.00 Uhr weckte uns die Sonne mit voller Kraft. Also raus aus dem Bett und spazieren gehen. Es ist um diese Zeit eine ganz besonders friedliche Stimmung! Die Bucht ist voll mit Wasser. Wir haben Flut. Am Felsen eine grandiose Aussicht!

 

Und wir hatten Zeit. Also haben wir wieder im Svolvær im Hafen gesessen und dem regen Treiben zu Wasser und zu Lande zugesehen. Es wird eben nie langweilig.

 

Dann sind wir zur Kirche nach Kabelvåg. Die Vågan-Kirke, auch Lofotenkathedrale genannt, ist eine aus Holz erbaute Kreuzkirche aus dem Jahre 1898. Die Kirche hat 1295 Sitzplätze, für jeden Einwohner von Kabelvåg.

 

Um die Kirche besichtigen zu können, mussten wir Eintritt bezahlen. Man benötigt hier eine Aufsicht, da bereits aus einer sehr alten Bibel Bilder herausgerissen worden sind.

 

Statt einem Kreuz hängt ein Altarbild mit Getsemane-Motiven über dem Altar. Das für diese Kirche angefertigte Kruzifix hängt im Altarraum auf der Südseite.

 

An den Wänden hängen Bilder der Pfarrer, die für die Kirche zuständig waren. Außerdem gibt es zwei Taufbecken. Die alte Bibel aus dem Jahre 1589 haben wir leider nicht gesehen. Sie soll wunderschöne Zeichnungen enthalten. Und, was ich bislang in jeder Kirche gesehen habe, ist das Schiff, dass im Altarraum unter der Decke hängt.

 

Anschließend haben wir uns noch den Königstein und den Trollstein angesehen. Beide sind nicht weit von der Kirche entfernt. Auf dem Königstein sind die Namen der Könige eingemeißelt, die Kabelvåg besucht haben.

 

 

 

 

Dann war es an der Zeit, die Ausstellung „Magic Ice“ zu besuchen. Als erstes bekamen wir dicke Ponchos und Handschuhe. Dann durften wir in die Halle. Da wir eigentlich nicht wussten, was uns erwartete, waren wir sehr überrascht.

 

Mit wunderschönen Eisfiguren wurde die Geschichte der Lofoten dargestellt. Als erstes sieht man ein Hurtigrutenschiff. Dahinter steht die Fischersfrau, die in Natura in der Hafeneinfahrt von Svolvær steht. Das Nordlandboot mit Fischern ist genauso vorhanden wie der Fischer mit dem Kabeljau im Netz. Neben vielen Tieren wie Seeadler, Möwen, Papageientauchern und Seehunden war auch Neptun dargestellt. Sehr interessant waren das Aquarium, der tauchende Wal und die Delphine. An der Eisbar konnte man aus Eisgläsern einen Drink nehmen.

 

Das magische an dieser Ausstellung jedoch waren die Musik und sich immer wieder verändernde Farben und Lichter.

 

Wir waren jedenfalls ganz froh, als wir wieder aus der Kälte heraus kamen. Dort standen wir neben vielen anderen Zuschauern und haben zugesehen, wie das Hurtigrutenschiff „Narvik“ in den Hafen einlief und entladen wurde.

 

Für uns ging es weiter in die nächste Ausstellung über die Lofoten und den Walfang. Hierzu gab es als Einführung einen Film über die Entstehung und den Werdegang der Lofoten bis jetzt. Es war sehr spannend gemacht und brachte die gesamte Geschichte von damals bis heute. Das die Lofoten einen sehr starken geschichtlichen Hintergrund haben, ist uns in den letzten Tagen immer bewusster geworden.

 

Mittwoch, 23. Juni 2004

 

Obwohl die Sonne schien, hatte es einige Wolken am Himmel, also ein ideales Wetter, um spazieren zu gehen – oder in Svolvær im Hafen ein ruhiges Plätzchen suchen und dem Treiben dort zuschauen. Neben zwei Walfängern hatten noch einige Segelschiffe festgemacht. Kreuzfahrtschiffe waren keine da – alles in allem ein ruhiger Tag.

                                                                                                         

Am Nachmittag waren wir rechtzeitig zurück, um den Anglern zuzusehen, wie sie ihren Fisch zerteilten. War das ein Fest für die Möwen! Die Abfälle waren für sie, und das ging nicht ohne Krach und Gezeter ab.

 

 Gegen 18.00 Uhr sind wir nochmals in den Hafen von Svolvær. Dort sollte das Hurtigrutenschiff „Nordnorge“ kommen und wir wollten nochmals beim Be- und Entladen zuschauen. Nach und nach fanden sich immer mehr Menschen ein, um das Schiff zu erwarten. Aber es hatte Verspätung!

 

Nachdem die Passagiere das Schiff verlassen hatten, sind wir an Bord. Und ich stelle es immer wieder fest: Hurtigrutenschiffe haben ihr eigenes Flair! Sie sind einfach etwas Besonderes. Wir haben uns umgesehen und nach einer knappen Stunde das Schiff – leider! Wieder verlassen.

 

Auf dem Campingplatz zurück erwartete uns das nächste Ereignis. Dort wurde gerade das Johannisfeuer angesteckt. Dieses ist die norwegische Sommersonnenwendfeier. Während das Feuer brennt, sitzt man in den Felsen und isst und trinkt miteinander. Eigentlich werden Feuer erst angesteckt, wenn es dunkel ist – aber hier?

 

 

Donnerstag, 24. Juni 2004

 

Strahlender Sonnenschein – blauer Himmel – und wir haben unsere Sachen eingepackt!

Abreise!

 

Bereits um kurz nach 9.00 Uhr standen wir in Svolvær und warteten auf die Fähre, um nach Skutvik überzusetzen.

 

Pünktlich um 11.00 Uhr ging es los. Wir haben uns auf dem Oberdeck aufgehalten, um nochmals die wunderschöne Lofotwand zu sehen. Einfach ein herrlicher Anblick! Viel zu schnell hatten wir Skutvik erreicht. Weiter ging es auf der E6 Richtung Narvik über viele Brücken, enge Straßen und eine wunderschöne Landschaft zur nächsten Fähre. Aber auf dem Festland waren wir eigentlich immer noch nicht.

 

Kurz vor Narvik haben wir uns einen schön gelegenen Rastplatz gesucht und Brotzeit gemacht. Dieser Platz würde sich auch sehr gut für die Mitternachtssonne eignen.

 

Hinter Narvik sind wir wieder auf die E 10 eingebogen, um nach Kiruna zu fahren.

 

Am Abisko-Nationalpark haben wir – endlich – einen Erzzug mit einer großen Lok gesehen. Leider waren die Wagen leer. Aber sehr lang war er. Bis Kiruna sind wir neben her gefahren.

 

Nachdem wir unser Hotelzimmer bezogen hatten, haben wir noch einen Spaziergang durch die Stadt gemacht. Die Stadt ist relativ groß und lebt vom Erzbergwerk.

 

Auf diesem Weg sind wir auch an der Kirche von Kiruna vorbei gekommen. Ein moderner Holzbau in einem Park. Aber da die Kirche geschlossen war, wollten wir am nächsten Tag nochmals hin.

 

 

Freitag, 25. Juni 2004

 

Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir nochmals zur Kirche gegangen. Schon über dem Eingang war das Gleichnis eingeschnitzt vom Gang über das Wasser. Die Kirche war geöffnet und so konnten wir uns in Ruhe umsehen. Auch hier gab es schönes Altarbild.

 

Anschließend ging es zum Flughafen. Nach einem Aufenthalt in Stockholm waren wir am Abend wieder zu hause. Ein wunderschöner Urlaub, in dem wir sehr viel erlebt hatten, war zu

 

                                               ENDE