Ich bin dabei. Und 500 andere auch. Das Gruppentreffen ist dieses Mal eine Ausfahrt mit der Cap San Diego (*). Schon in den letzten Tagen habe ich Leute getroffen, die mit mir diese Ausfahrt machen. Und jeder freut sich.
Sonnenschein und blauer Himmel. Was will ich mehr? Als ich gegen 9 Uhr an der Überseebrücke ankomme, sind schon viele da. Immer wieder höre ich kurze Gespräche, man lernt sich kennen und trifft Bekannte. Ein Familientreffen eben. Man ist sich nicht fremd.
Alles ist hervorragend geplant. Und so geht das Einschecken relativ schnell. Von außen haben ich die Cap San Diego schon häufiger gesehen, aber jetzt steige ich die Treppen bis ganz nach oben. Auf dem ersten Deck gibt es Getränke, Kaffee und Kuchen, sowie Tische, Stühle und Liegestühle.
Ich steige weiter auf. Ich sehe den Souvenirstand, an dem schon Gedränge herrscht, ein Deck höher ist die Grillstation, und in der Sonne stehen wieder Tische und Stühle. Aber das reicht mir noch nicht. Ich will auf die Brücke und die Sicht nach vorne. Angekommen! Auf der Brücke - keine Computer und Monitore. Hier ist noch Handwerk gefragt und manuelle Durchsagen. Im Kartenraum dahinter ist die Karte vom Hamburger Hafen (*) ausgebreitet. Ich steige die Treppen wieder abwärts. Doch nicht so steil wie ich dachte.
Ich bin draußen auf Deck und warte auf die Schlepper. Und ich treffe Bekannte. Wir freuen uns, dass wir uns wiedersehen. Die Schlepper sind noch nicht da, aber dafür gibt es eine lange Schlange am Check-In.
Dann ist es soweit. Das Heck übernimmt der Schlepper Bugsier 18, den Bug der Schlepper Wilhelmine. Passt! Pünktlich um 11 Uhr werden wir von unserem Liegeplatz an der Überseebrücke gezogen. Und das Adrenalin steigt weiter. Auf der Promenade und den Landungsbrücken stehen viele Leute und fotografieren unser Schiff (oder uns?). Und winken. Wir winken zurück. Und wir wissen, dass die Leute doch gerne mit uns an Bord wären.
Mit Schlepperbegleitung geht es an den Landungsbrücken vorbei, die Panorama von Hamburg (*) beeindruckt. Wir sehen den Fischmarkt und die Fischautionshalle. Am Dockland liegt die AIDAaura (*) und bereitet sich auf die Abfahrt vor. Wir biegen ab in den Köhlbrand.
Und wir bekommen ein Gefühl dafür, wie es früher auf der CSD war. Unter der Köhlbrandbrücke durch geht es zu den Containerbrücken. Und wir unterhalten uns mit einer jungen Frau, die dort arbeitet. Und uns alles erklärt. Wir hören fasziniert zu. Da möchte ich auch mal hoch.
Gleichzeitig hat sie mit ihren Kollegen telefoniert. hat denen erzählt, wo sie ist. Und das er doch mal winken sollte. "Auf Brücke 12 steht der Nico und winkt uns zu." Wir warten. Keiner sieht jemanden winken. Und dann, an Brücke 11. Da bewegen sich Winkel. Auf und ab. Jubel und Beifall. Wir bedanken uns.
Hier im Kohlehafen drehen uns die Schlepper. Die CSD hat kein Seitenruder und und braucht Unterstützung. Wir erfahren u. a. das hier die meiste Kohle umgeschlagen wird und jeden Tag mehrere voll beladene Güterzüge abfahren.
Und hier bunkern auch die Dampfschiffe aus Övelgönne ihre Kohlen. Die größeren Schiffe wie die Stettin fahren hin und bunkern, während die Kohle für die kleineren Schiffe mit dem Transporter geholt wird. Sie begnügen sich mit den kleineren Kohlestücken, die aussortiert werden müssen.
"Das ist Schwerstarbeit", erzählt mir meine Bekannte. "Du suchst die kleineren stücke raus, fährst sie mit dem Auto zum Schiff und musst sie dort wieder bunkern. Und das regelmäßig, dann weißt Du, was Du getan hast."
Hier machen die Schlepper los und wir fahren eigenständig. Noch einmal unter der Köhlbrandbrücke durch. Das muss man genießen. Es weiß keiner, ob sie noch lange steht. Sie fängt an und wird marode. Und die großen Containerschiffe passen nicht mehr drunter durch.
Wir fahren elbaufwärts. Wir sehen den Fischmarkt, der allerdings leer ist, die Fischauktionshalle und Ina Müllers Schellfischposten, Am Kreuzfahrtterminal Dockland liegt die AIDAaura. Und das schräge Gebäude, das seinem Segelschiff nachempfunden sein soll. 154 Stufen braucht es, um bis ganz oben zu steigen.
An der Schlepperstation machen gerade "unsere" Schlepper wieder fest und warten auf weitere Einsätze. Museumshafen Övelgönne. Enttauschung macht sich breit. Die Stettin ist nicht da. Unterwegs nach Kiel.
Lang zieht sich der Elbstrand mit den ersten Badegästen. Dort liegt auch "der alte Schwede". Ein doch etwas größerer Stein, der aus der Eiszeit übrig geblieben ist.
Auf der anderen Seite befinden sich die Brücken vom Borchardkai (*). Für uns ist allerdings das Elbufer viel interessanter. Mit den vielen großen Villen. man merkt, es geht auf Blankenese (*) zu. Auch hier stehen die Leute und winken uns zu. Wir sehen das Treppenviertel. 5000 Stufen gibt es. Aber man kann auch den Bus nehmen, der rund um den Sülberg fährt.
Langsam gleitet die Landschaft an uns vorbei. Auf Wedel zu. Plötzlich ertönt die Stimme der Cap San Diego. Laut, drei Mal hintereinander. Mit einem tollen Echo. Das geht direkt in die Knie. Und nun werden wir am Willkomm Hoeft (*) verabschiedet. GÄNSEHAUTFEELING PUR! Adrenalin? Sehr hoch.
Vielen Schiffen begegnen wir. Kleinen Seglern, großen Containerschiffen, Motorboote, sogar einigen Paddlern un Dampfschiffen. Wir mittendrin. Echt was los auf der Elbe.
Weiter geht es in Richtung Glückstadt (*). Und wir überlegen uns, dass wir etwas essen wollen. Und unsere Gewinne eintauschen. Und prompt verlaufen wir uns. Also fragen wir einen netten Maschinisten, der uns auf liebenswerte Art doch unsere Blödheit bescheinigt. Was will man von Weibern schon erwarten.
Und uns entfährt ein nächstes WOW! als wir die Luke 3 gefunden haben. Erst einmal umsehen. Auf zwei Etagen stehen gedeckte Tafeln, mit Kerzen,gedämpften Licht und Servicepersonal. Da ist es besser wie in meinem Hotel. Wir holen uns unser Essen und haben sofort einen Platz. Und wieder eine sehr nette Unterhaltung. Uns zieht es schnell wieder nach oben. Doch weit kommen wir nicht. Zwei Männer stehen auf der Treppe und diskutieren über Gott und die Welt. Und lassen sich nicht vertreiben.
Das Schiff soll vor Stadersand drehen. Und da steht auch der kleine Leuchtturm Juelssand den ich letztens im Fernsehen bewundert habe. Ohne Schlepperhilfe braucht es viel zeit und Platz. Und wir stehen immer noch an der Reeling und lassen das "alte Land" an uns vorbei ziehen.
Wir sind uns einig- Es ist Spitze. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau mit kleinen weißen Wolken, eine leichte Brise. Wir sehen Schafe am Ufer, und Kühe, kleine mit Reet bedeckte Häuser im Hintergrund, aber auch die 210 m hohen Strommasten auf jeder Seite der Elbe.
Und jetzt gehen wir auf Entdeckungstour. Abwärts in den Maschinenraum. Hier kapituliere ich. Es ist sehr laut und heiß. Ich bleibe ein paar Minuten an der Treppe stehen und suche mir draußen wieder ein schattiges Plätzchen. Hinterher erfahre ich, dass ich nur eine Etage vom Maschinenraum gesehen habe. Es geht noch vier Stockwerke tiefer.
Wir steigen wieder nach oben zur Brücke. Eine tolle Aussicht, schattig und immer wieder neue Gespräche. Jeder freut sich über diesen tollen Tag. Wir hätten noch in den Funkraum gekonnt, uns mit spleissen und Seilen befassen - aber die Aussicht draußen ist einfach zu schön.Viel zu schnell erreichen wir die Landungsbrücken. Vor uns glänzt die Elbphilhamonie im Sonnenlicht. Und schon haben wir den Platz erreicht, an dem wir von zwei Schleppern gedreht werden.
Und jetzt kommt der nächste spannende Teil. Wir müssen rückwärts an unseren Liegeplatz geschleppt werden. Schwerstarbeit für die beiden Schlepper. Langsam rangieren sie das Schiff an die Überseebrücke. Der dritte Schlepper, die Wilhelmine, steht bereit, um das Schiff direkt an die Pier zu drücken. Hier ist Fingerspitzengefühl und Genauigkeit gefragt. Und drei Schlepper im Einsatz - das ist schon ein Erlebnis.
Es braucht noch etwas, bis die CSD verankert ist. Und dann geht es von Bord, erfüllt von tollen Begegnungen und Gesprächen.
Schade, dass dieses tolle Erlebnis vorbei ist. Da werde ich noch lange dran denken.
(*) Werbung durch Namensnennung
Baujahr: 1961
Breite: 21,4 m
Tiefgang: 8,44 m
Besatzung: 38 Mann
Maschine: 11.650 PS (8.569 kW)
Geschwindigkeit: 19 kn (35 km/h)
Die CSD wurde als Stückgutfrachter gebaut und bis in die 80er Jahre in den Liniendienst nach Südamerika eingesetzt. Es ist jetzt das größte betriebsfähige Museumsfrachtschiff der Welt. Auf Grund ihrer eleganten Form werden die Schiffe dieser Art als "weiße Schwäne des Südatlantiks" bezeichnet.
Quelle: Wikipedia
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