MIT DER NORDLANDBAHN VON BODØ NACH TRONDHEIM
21.09.2022
Ich habe schon viel über die Nordlandbahn(*) gesehen und gelesen. Und für mich stand schon früh fest, dass, wenn ich meine NORDWÄRTS-Tour mache, ich mit diesem Zug fahren werde. Bei www.leben-pur.ch/blog(*) habe ich dann die Lösung gefunden, die mir sehr entgegen kommt.
Also habe ich die Fahrt sehr günstig für 199 NOK (ca. 20 EUR) von Bodø(*) nach Trondheim(*) gebucht. Nach einer Übernachtung in Trondheim geht es mit der Hurtigrute(*) zurück nach Bodø. Das Hotel ist in Bahnhofsnähe und auch nicht weit vom Hurtigrutenkai entfernt. Und mein Auto kann ich in Bodø sehr gut unterstellen.
Endlich ist es soweit. An einem regnerischen und kalten Septembertag mache ich mich rechtzeitig auf zum Bahnhof. Und da steht die Nordlandbahn – abfahrbereit. Mein Fensterplatz Nr. 56 befindet sich in Wagen 4. Mit mir warten noch einige andere Personen darauf, dass wir endlich einsteigen können. Leider ist der Zug total voll
Sehr schnell zieht mich die Landschaft in ihren Bann. Ich sehe eine bunte Herbstlandschaft unter grauem Himmel. An den vielen Seen stehen kleine
rote Hütten. Schafe grasen gefährlich dicht an der Strecke und lassen sich
durch den vorbeifahrenden Zug nicht stören.
Pünktlich erreicht der Zug die einzelnen Haltestellen. Vereinzelt steigen
Leute ein und aus. Leider gibt es immer wieder Diskussionen um die
Fensterplätze. Viele Tunnel gibt es auf der einspurigen Strecke, häufig
angekündigt durch einen Pfiff. Der Blick ins Tal ist fantastisch.
Dann – wir kommen zum Polarkreis – nur noch Steppenlandschaft. Durchzogen von Wasserläufen, im Hintergrund teilweise schneebedeckte Berge, aber keine Bäume. Dafür viel Heidekraut, kleine Sträucher, teilweise Wasserfälle und Birken mit gelben Blättern. Und immer wieder kleinere und größere Gesteinsbrocken.
Mein Sitznachbar hat sich längst von den Horrorfilmen auf seinem Laptop verabschiedet und sieht wie ich aus dem Fenster raus. Immer wieder äußert er sich: „It is so nice, what a beautiful country“. Ich kann ihm nur zustimmen.
Im Zug ist es ruhig. Viele lesen, einige Frauen stricken – ich kann nur zum Fenster raus sehen. Anders geht es nicht.
Nach einem Stop in Dunderland – der Gegenzug aus Trondheim kommt 50 Minuten später – geht es weiter. Viele verbringen die Wartezeit auf dem Bahnsteig und sehen sich den kleinen Bahnhof an. Niemand meckert und beklagt sich.
Viel bunten Mischwald gibt es jetzt. Die Wolken hängen tief in den schneebedeckten Bergen. Ich sehe angestrengt zum Fenster raus und erwarte eigentlich Elche. Die wollen mir diesen Gefallen nicht tun. Leider hängen nach kurzer Zeit die Wolken sehr tief und es regnet. Da ist die Aussicht ziemlich trübe.
Mit zwei Stunden Verspätung kommen wir in Trondheim an. Ein Notfall und einige kleine Baustellen haben uns viel Zeit gekostet. Der Zug nach Oslo wartet am Gleis gegenüber auf uns. Ein Großteil der Reisenden muss weiter.
Für mich geht es nur noch ins Hotel. Eigentlich wollte ich noch in die Altstadt, aber es ist spät und ich bin nur noch müde. Mein Zimmer ist im 6. Stock und so habe ich wenigstens eine tolle Aussicht.
22.09.2022
Relativ spät werde ich wach. Daher beeile ich mich. Ich will noch an den Nidelv und mir die alten Häuser ansehen. Vorher bekomme ich in der Bakeri Rosenborg noch ein ausgezeichnetes Frühstück. Nach dem Abstecher an die alten Häuser zieht es mich dann in den Hafen.
Der 2. Teil meiner Reise beginnt.
Ein kleines Stück von der schönsten Seereise der Welt will genießen. Endlich wieder Hurtigrute. Ich freue mich, MS Polarlys(*) bringt mich zurück nach Bodø. Ich betrete die Gangway und die Sonne bricht endlich durch die Wolken.
Das Einchecken geht schnell. Ich habe reserviert und erhalte einen Umschlag mit allen Unterlagen. Meine Kabine ist die 359. Ich bringe meine Sachen weg und gehe auf Deck 5, um das Auslaufen zu sehen.
Pünktlich um 12.45 Uhr legt das Schiff ab. Vorbei an der Insel Munkholmen, die ich im Sommer besucht habe, geht es den Trondheimfjord lang, an dessen Ende Agdenes Fyr liegt. Ein Leuchtturm, der 1804 gebaut wurde, und bis 1984 in Betrieb war.
Etwas später kommt der bekanntere Leuchtturm Kjeungskjær in Sicht. Leider total eingerüstet. Die rote Farbe sieht man nur noch an der Spitze. Immer mehr zieht sich der Himmel zu, und ich gehe in meine Kabine. Allerdings hält es mich dort nicht lange.
Rechtzeitig stehe ich mit einigen anderen wieder an Deck.
Das Leuchtfeuer Buholmråsa zeigt an, dass es jetzt bis Rørvik über das offene Meer geht. In Rørvik kommt uns die südgehende Havila Castor entgegen. Nur sehr wenige Passagiere steigen ein und aus. Nach dem Ablegen gehe ich in meine Kabine.
23.09.2022
Eine unruhige Nacht. Meine Kabine liegt direkt neben der Ladeluke. Aber ich bin trotzdem schon früh draußen.
Die Polarkreisüberquerung bei 66°33‘ – Willkommen in Neptuns Reich!
Kurze Zeit später ertönt das Schiffshorn. Wir begegnen der südwärts fahrenden MS Trollfjord.
Das Wetter ist regnerisch. Die Wolken hängen tief in den Bergen. Herbst eben. Nur kurz legt das Schiff in Ørnes an.
Anschließend steigt auf Deck 7 die Polarkreistaufe. Begrüßt werden die Gäste mit Musik. Der Kapitän schleppt mit Hilfe eines Kollegen einen großen silbernen Pott an, gefüllt mit kaltem Wasser und Eiswürfeln.
Neptun läßt sich bitten und begrüßt anschließend alle in seinem Reich. Der Gewinner, der am nächsten die Uhrzeit der Polarkreisquerung geschätzt hat, bekommt eine norwegische Fahne – und darf als erstes auf dem Stuhl Platz nehmen. Er bekommt eine Kelle vom Eiswasser über den Kopf, sowie einige Kellen in den Nacken. Gelächter und Gekreische ist zu hören. Zum Abschluss gibt es noch einen Schnaps vom Kapitän.
Auch wenn die Polarkreistaufe bei mir schon einige Jahre her ist, aber das Gefühl, wenn das Eiswasser im Rücken runter läuft – einmalig!
Ich gönne mir noch einen Kaffee und eine Zimtschnecke, die es allerdings nicht auf der Hitliste nach oben schafft.
Pünktlich erreicht MS Polarlys Bodø und ich gehe vom Schiff.
EIN TOLLES ERLEBNIS IST VORBEI!
(*) Werbung durch Namensnennung