Bedeckter Himmel - und frühmorgens schon schwülwarme Luft. Also gibt es nichts anstrengendes. Ich werfe meinen Wochenplan um und fahre
nach Osterode am Harz (*).Hier habe ich früher viel Zeit verbracht, und bin in den letzten Jahren immer mal wieder zu einer Stippvisite dagewesen.
Jetzt habe ich mir den Plan für den Historischen Stadtrundgang ausgedruckt und bin voller Vorfreude, was mich erwartet und ich wiedererkenne.
Mein Auto stelle ich auf dem großen Parkplatz am Kornmagazin ab. Hier ist auch die Touristinfo in einem kleinen Pavillon.
Das Kornmagazin - heute das Rathaus - wurde ca. 1720 erbaut diente der Bevölkerung im Oberharz Nahrungsmittelversorgung. Im Harz wurden viele Bergleute benötigt, allerdings war der Oberharz für den Getreideanbau nicht geeignet.
Ich gehe auf altbekannten Wegen durch die Schildwache zur Rinnepassage. Hier sehe ich kleine Geschäfte und ein Lokal.
Mein Ziel ist der Kornmarkt, auf dem immer ein reges Treiben herrscht.
Ich möchte einen Kaffee und strebe das Eiscafé Zotta(*) an, dass es mittlerweile seit über 50 Jahren gibt.
Ich suche mir einen schönen Platz an den bunten Tischen draußen vor der Tür, genieße den Service und das netten Plausch. Hier könnte ich sitzen bleiben. Toll finde ich es, dass es hier schon seit vielen Jahren keine Autos mehr fahren. Überall gibt es Bänke, der große Brunnen am Ende ist zwar ohne Wasser, aber trotzdem ein Treffpunkt, ebenso wie die Bratwurstbude vor der Metzgerei.
Mich zieht es zum Thörmerschen Haus. Ganz früher habe ich mir hier die Nase platt gedrückt, es war ein sehr schöner Spielzeugladen, und es gab immer was zu sehen. Es gehört zu den älteren Häusern in Osterode und steht unter Denkmalschutz.
Durch die Schildwache gehe ich durch die Aegidienstraße zum Martin-Luther-Platz. Nun ist es soweit. Ich will in die Aegidienkirche (*). Geschlossen!!
Schade, ich hätte mich gerne umgesehen.
Ich gehe weiter zum alten Rathaus und freue mich über den Eseltreiber. Sofort fällt mir seine Geschichte wieder ein. Die Eseltreiber haben Lebensmittel und Getreide, dass im Kornmagazin gelagert wurde, in den Harz gebracht, und damit die Bergleute versorgt. Für diese waren diese "Lagerstädte" wie Osterode von großer Wichtigkeit.
Ich komme zum alten Rathaus. Das ursprüngliche Rathaus ist dem großen Brand von 1545 zum Opfer gefallen. Daher wurde dann an dieser Stelle das Rathaus neu gebaut. Ich mag den mit Schiefer verkleideten Giebel, obwohl sich ein schönes Fachwerk darunter verbirgt.
Mein nächstes Ziel ist die alte Ratswaage in der Scheffelstraße. Mir gefallen die vorgezogenen Giebel pro Stockwerk. Die einzelnen Ornamente mit den Sonnenrosenschmuck faszinieren mich wieder. "Erbaut 1550 - Hus für Hochziter" steht dran. Hier wurden nicht nur die Waren gewogen und vermessen, es war auch Hochzeitshaus und Posthalterei, also schon früher richtig was los.
Ich gehe weiter. Ich will zum alten Feuerwehrgerätehaus. Da in der Nähe ist auch die Neustädter Schule, die zwischenzeitlich sehr schön renoviert ist. Die Häuser hier haben alle eine große Hofeinfahrt. Ein Zeichen dafür, dass viel Landwirtschaft betrieben wurde. Und die voll beladenen Leiterwagen in den Hof fahren konnten.
Die Schachtrupp-Villa liegt direkt am kleinen Kurpark. Um ca. 1820 wurde diese schicke Villa von Johann Friedrich Schachtrupp erbaut, einem Bleiweißfabrikanten mit weitreichenden Kontakten. Repräsentativ wirkt schon die Vorderfront mit der großen Freitreppe, Vorraum, Balkon und Fenster und einem schönen Giebel. Sogar das Familienwappen ist im Balkongeländer enthalten.
Ich sitze länger an dem kleinen Springbrunnen im Kurpark und bin mit meinen Gedanken weit in der Vergangenheit. Viel erlebt haben wir in unserer Jugend in Osterode. Und es hat sich sehr verändert.
FAZIT:
Mir gefällt sehr gut der große Fußgängerbereich in der Innenstadt. Hier ist ein reges Treiben. Und es geht sehr gut ohne Autos. Es freut mich, dass noch sehr viele alte Geschäfte da sind, die ich noch von früher kenne. Osterode ist jederzeit einen Besuch wert, und ich werde wiederkommen.
Die alten Fachwerkhäuser sind mit viel Liebe renoviert. Es macht Spaß, sich diese anzusehen
(*) Werbung durch Namensnennung
Geschichtliche Infos aus der Broschüre "Historischer Stadtrundgang"